Ein neuerliches Familiendrama hat sich „aus Ehre“ in der Türkei ereignet. In der anatolischen Provinzstadt Diyarbakir wurde die 15-jährige Hatice kurz vor Weihnachten ermordet. Grund dafür war eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung im Familienverband. Nun wurde das vergewaltigte und ermordete Mädchen auch noch „unwürdig“ begraben. Ein Plastiksack diente als Hülle für den Leichnam.
Aus türkisch-fundamentalistischer Familientradition war Hatice bereits mit 13 gegen ihren Willen verheiratet worden. 2012 wurde sie von zwei ihrer Cousins vergewaltigt. Das Resultat war eine ungewollte Schwangerschaft. Hatices Vater ordnete im vierten Schwangerschaftsmonat an, sie zu töten. Sie wurde daraufhin in der Woche vor Weihnachten durch Familienmitglieder ermordet und in einen Fluss geworfen.
Begräbnis der Ermordeten im Plastiksack
Nachdem das tote Mädchen im Fluss gefunden worden war, beerdigte man es nur in einen Plastiksack gehüllt und nahm ihr damit auch die Würde eines anständigen Begräbnisses. Türkische Frauenorganisationen protestierten gegen heftig. Tülay Deniz, Sprecherin der türkischen Frauenorganisation Kadem, erklärte: "Ihre Mörder werden nach den hier üblichen Traditionen einmal in weißen Leinentüchern beerdigt werden. Für Hatice genügte nach den Wertvorstellungen dieser patriarchalischen Feudalgesellschaft ein Plastiksack, weil sie nur eine Frau war." Nun wurden sieben mutmaßliche Täter aus Hatices Familie ausgeforscht, darunter auch ihr Großvater und zwei ihrer Onkel.