Stattliche 7,6 Millionen Euro betrugen die Kosten für das Personal der ÖBB-Öffentlichkeitsarbeit von 2007 bis 2011. Dazu kommt die stolze Summe von 31 Millionen für externe PR-Leistungen. Dies ist das Ergebnis eines Rechnungshofberichts, der im zuständigen Ausschuss des österreichischen Parlaments diskutiert worden ist. Allein 82 Prozent der externen PR-Leistungen flossen 2010 in Printmedien-Werbung, die sich im Wesentlichen auf die drei Tageszeitungen Kronen Zeitung, Österreich und Heute konzentrierte. Die Kritik des Rechnungshofs an den Ausgaben der österreichischen Staatsbahnen fällt heftig aus, wie der Parlaments-Pressedienst berichtete:
Der Marketingaufwand der ÖBB sei nur mangelhaft evaluiert worden und es bestehe kein genauer Überblick über Art der Leistungen, Medium und Zugehörigkeit der jeweiligen Aktivitäten zu den einzelnen Kampagnen. Die Public Relations der ÖBB-Holding und ihrer Unternehmen für Infrastruktur und Personenverkehr seien von der Öffentlichkeit wesentlich mitfinanziert worden, stellte der Rechnungshof fest. [.] Das PR-Konzept für 2011 mit Fokus auf dem öffentlichen Image der ÖBB, einem höheren Medien-Etat und einem hohen externen Aufwand sei nach Ansicht des Rechnungshofes inhaltlich nicht ausreichend begründet und sein Nutzen nicht quantifiziert worden. Mehr Geld für Werbung sei im Widerspruch zur notwendigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte gestanden. Überdies hätten die ÖBB RH-Vorschläge für Effizienzverbesserungen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit nicht ausreichend berücksichtigt.
Auch die “Kooperationen” zwischen dem Verkehrsministerium und der ÖBB in Sachen Öffentlichkeitsarbeit sei in Zukunft transparenter zu gestalten:
Im Einzelnen empfahl der Rechnungshof, die Öffentlichkeitsarbeit von Verkehrsministerium und ÖBB-Unternehmensgruppe klar voneinander abzugrenzen. Für Kommunikationsmaßnahmen im gemeinsamen Interesse wären die Kosten transparent und adäquat zu teilen und die operative Zusammenarbeit schriftlich und nachvollziehbar zu dokumentieren. Die ÖBB sollten die Mittelflüsse in der Öffentlichkeitsarbeit besser überblicken, das Controlling stärken, auf ein optimales Kosten- Nutzen-Verhältnis des Mitteleinsatzes achten und den Fokus verstärkt auf Sparpotenziale legen.
Verkehrsministerin und ÖBB-Chef haben kein Verständnis für RH-Kritik
Kein Unrechtsbewusstsein herrscht bei den roten Spitzenfunktionären im Verkehrsministerium und in der ÖBB selbst. Weder die zuständige Verkehrsministerin Doris Bures noch ÖBB-Generaldirektor Christian Kern, beide SPÖ, konnten die Kritik an den hohen PR-Ausgaben der Bundesbahnen nachvollziehen. Für Bures sei die ÖBB-Werbung “immer im Interesse des Unternehmens gewesen”, Kern betonte, dass ein Unternehmen wie die Bundesbahnen eine Öffentlichkeitsarbeit brauchen, die über traditionelle Mittel der Kommunikation hinausgehe und ein umfangreiches Maßnahmenbündel umfasse.