Dass das Prinzip der Selbstanwendung in der Regierungspolitik nur selten gilt, hat wieder einmal Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) bewiesen. Am Freitagabend wurde sein Dienstauto dabei ertappt, wie es mit 180 km/h auf der Südostautobahn in Richtung Oberpullendorf unterwegs war. Ein anderer Verkehrsteilnehmer hatte die Fahrt des Ministerautos verfolgt. Berlakovich hatte es offensichtlich sehr eilig, um von einer Umweltveranstaltung am Wiener Rathausplatz in die burgenländische Heimat gebracht zu werden.
In Wien hatte der ÖVP-Minister vorher an der Veranstaltung “Österreich radelt zur Arbeit” teilgenommen, diese aber dann mit vielen PS nach Hause verlassen. Das Ministerium schiebt die Schuld auf den Chauffeur.
Zwei Varianten einer Erklärung
Nachdem Medien den Bundesminister mit dem Geschwindigkeitsexzess konfrontierten, ließ dieser über seinen Pressesprecher zwei unterschiedliche Varianten einer Entlastung ausrichten. Einerseits wurde bekannt gegeben, dass der Minister gelesen und die Geschwindigkeitsübertretung gar nicht bemerkt habe. Nach Konfrontation mit der Raserei sei der Fahrer auch verwarnt worden. Eine zweite Erklärung schildert ein “Bedrohungsszenario”, das der Fahrer durch jenes Auto erlebt habe, aus dem die Geschwindigkeitsübertretung dokumentiert wurde. Deshalb sei er noch schneller gefahren.
Dass der Minister vielleicht nach einer langen Arbeitswoche einfach – wie viele andere auch – schnell nach Hause wollte, ist seinem Kabinett nicht eingefallen. Angesichts der zahlreichen Fettnäpfe, die Berlakovich zuletzt betreten hat, musste man wohl einen anderen Schuldigen finden.