Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind offenbar Opfer einer beinharten Erpressungsstrategie geworden. Bei den Erpressern handelt es sich um niemand anderen als den internationalen Bankensektor. Der Druck mit zukünftig hohen Kredit-Kosten hat die Staats- und Regierungsführungen in die Knie gezwungen – deshalb wurde einer Sanierung des Finanzsektors ohne Limit nach oben zugestimmt.
Aufgedeckt wurde dies nun durch eine Studie des Analyseinstituts Finpolconsult. Das Forschungsinstitut hatte die Euro- und Bankenrettung der letzten Jahre im Auftrag der beiden Grün-Abgeordneten Gerhard Schick und Sven Giegold unter die Lupe genommen. Schick ist Bundestagsabgeordneter der deutschen Grünen, Giegold vertritt sie im Europäischen Parlament. Beide beschäftigen sich seit langer Zeit mit der Kritik internationaler Finanzpolitik. Die Ergebnisse der Studie wurden nun gemeinsam unter dem Titel “Creditor Participation in Banking Crisis in the Eurozone – A Corner Turned?” veröffentlicht.
EU-Mitgliedsstaaten lassen sich von Banken systematisch erpressen
Laut Studie wurden die europäischen Steuerzahler systematisch dazu herangezogen, das marode Bankensystem zu retten. Den politisch Verantwortlichen sei nachhaltig gedroht worden, das Zinsniveau für Staatsanleihen hinaufzuschrauben, wenn es keine Bankenrettung gebe. Aufgeschreckt durch diese Drohungen habe man Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, die das Bankenrisiko auf die Allgemeinheit übergewälzt und die Bankeneigentümer geschont hätten.
Der offizielle Schuldenschnitt zu Lasten der Banken im Gesamtumfang von 28 Milliarden sei durch eine “Rückvergütung” von 20 Milliarden Euro zu mehr als zwei Drittel wieder aufgefangen worden. Indem sich Banken als “systemrelevant” definieren, nehmen sie die Politik in Geiselhaft. Dieses System werde auch bei anderen Krisenstaaten wie Irland, Spanien, Italien, Portugal oder Zypern höchst erfolgreich praktiziert. Tatkräftig dabei unterstützt wurden die Banken in ihrem Bestreben durch den EZB-Präsident Mario Draghi oder den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti, die beide ihre beruflichen Wurzeln bei der US-Investmentbank Goldman Sachs haben.