Dass rote und schwarze Politiker aus der zweiten und dritten Reihe einander in den letzten Wochen einige Unfreundlichkeiten ausrichten durften, war offenbar nur Show. Kanzler Werner Faymann und sein Vize Michael Spindelegger haben in einem gemeinsamen Fernsehauftritt auf Puls 4 – vom Sender irreführend als “Kanzlerduell” bezeichnet – klar gemacht, dass alles andere als ein gemeinsames Weiterregieren für sie nicht in Frage kommt.
Stets ausgeprägt amikal und per du, trennten die beiden Parteichefs politisch nur Nuancen. Bei jenem Thema, das – auf Grund seiner finanziellen Auswirkungen – ohnehin alles andere nachrangig erscheinen lässt, gingen sie im Gleichschritt: Die bedingungslose Euro-Rettung war beider Herren Credo.
Experten perplex über traute Eintracht
Entsprechend fiel bereits im Puls-4-Studio die Analyse zweier Experten aus. Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer vom OGM-Institut präsentierte recht unspektakuläre Befragungsergebnisse, die zeigten dass insbesondere beim Thema Europa beide weit an den Wünschen der Bürger vorbeigeredet hatten. Selbst für den Polit-Routinier Bachmayer waren die “Kontrahenten” so schwer zu unterscheiden, dass er zweimal sogar von “Werner Spindelegger” sprach. Unter einem ähnlichen Eindruck stand der deutsche Körpersprache-Experte Günter Hübner, der ziemlich perplex konstatierte, dass Faymann und Spindelegger einander geradezu den Rücken gestärkt hätten, während der jeweils andere sprach.
Fazit: Retten Faymann und Spindelegger für ihre Parteien gemeinsam mehr als 50 Prozent, so ist ein Weiterwurschteln – egal unter wessen Führung – garantiert. Stürzen SPÖ, ÖVP oder gar beide so sehr ab, dass eine rot-schwarze Koalition nicht mehr möglich ist, so stehen Grüne und notfalls auch Stronach bereit. Ob die beiden Freunde das allerdings in ihren Parteien politisch überleben, darf bezweifelt werden.