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7. November 2014 / 19:00 Uhr

Ausschreibung für ÖBB-Uniformen: Kam eine Geisterfirma zum Zug?

War bei der Ausschreibung für ÖBB-Uniformen alles koscher oder ist gar eine Geisterfirma zum Zug gekommen? Diese Frage stellt sich, nachdem Unzensuriert.at bei Recherchen zu dieser Causa auf eine Mauer des Schweigens prallte und – das ist besonders bemerkenswert – die Firma, die angeblich den Zuschlag für die Lieferung der Uniformen erhielt, telefonisch gar nicht erreichbar war und erst spät eine E-Mail an die Redaktion schickte.

Stutzig wurde ursprünglich eine Konkurrenzfirma aus Deutschland, die Unzensuriert.at über eine “merkwürdige Zuschlagserteilung” informierte. Laut deren Angaben habe die diesjährige Ausschreibung der ÖBB für Uniformen eine “völlig unbekannte Firma”, nämlich die Majuco GmbH, gewonnen. Eigenartig kam dem deutschen Konkurrenz-Unternehmen vor, dass die Firma Majuco erst im Jahr 2013 – also sehr zeitnah vor der Ausschreibung – gegründet worden war. Weiters fragte man sich, wie diese junge Firma die sonst üblichen Ausschreibungsrichtlinien einhalten konnte: Referenzen, Nachhaltigkeit, Umsätze mit ähnlichen Artikeln usw.

ÖBB: Kein Mehrwert für die Leser

Unzensuriert.at konfronierte die ÖBB mit diesen Angaben und bekam vom Pressesprecher der ÖBB Holding AG, Michael Braun, folgende Antwort:

Danke für Ihre Anfrage. Bitte um Verständnis, wir können unmöglich zu jeder unserer Beschaffungen solche Details kommunizieren. Ich sehe ehrlich gesagt auch den Mehrwert für den Leser nicht, denn was ich sagen kann ist, dass die ÖBB ein transparentes Vergabeverfahren im Sinne des Bundesvergabegesetzes i.d.g.F. durchgeführt hat.

Die ÖBB will dazu also nichts sagen, weil man den “Mehrwert für den Leser” nicht sieht. Aber kann ein staatliches Unternehmen, das jährlich zwischen fünf und sieben Milliarden Euro an Steuergeld verschlingt und vom Rechnungshof geprüft wird, sich so einfach aus der Verantwortung stehlen? Wer Milliarden von den Österreichern kassiert, müsste doch selbst daran Interesse haben, Transparenz walten zu lassen, statt bei öffentlichen Ausschreibungen Geheimniskrämerei zu betreiben.

Unzensuriert.at hat in dieser Causa weiter recherchiert und versucht, die Firma Majuco GmbH an den beiden angegebenen Adressen im 8. Wiener Gemeindebezirk und in Sulz im Wienerwald sowohl telefonisch als auch per Mail zu erreichen. Auf der Adresse in Sulz eldete sich nur ein Anrufbeantworter, ein Rückruf erfolgte nicht. Dann – spät aber doch – eine E-Mail von der Geschäftsführerin der Majuco GmbH, Renate Bretschneider, mit folgendem Inhalt:

Vielen Dank für Ihre telefonische und elektronische Nachricht.

Wir bitten um Verständnis, dass wir bei laufenden Ausschreibungsverfahren aus Kundendiskretion keine Auskunft erteilen. Gerne wenden Sie sich bezüglich der angesprochenen ÖBB Ausschreibungen an die ÖBB.

Das hat Unzensuriert.at auch gemacht – aber die sagen, wie oben beschrieben, auch nicht viel, um die Vorwürfe der deutschen Konkurrenzfirma zu entkräften.

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