Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl ist bekannt dafür, dass er sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Dabei vermitteln seine Wortsalven unterschwellig ein „Ist mir wurscht!“ oder „Was wollen die eigentlich?“, quasi der „Michl“ als Landesfürst oder Kaiser, der über den Dingen steht.
Kommentar von Unzensurix
Offenbar spontan ließ sich Häupl zuletzt bei einem gemeinsamen Medienauftritt mit Werner Faymann anlässlich der 70-Jahre-Feier der SPÖ zu einer Wortspende verleiten, die medial für Aufsehen sorgt. Auf eine Journalistenfrage, wie die SPÖ dazu stehe, dass Lehrer zwei Stunden länger arbeiten sollen, setzte Häupl nach Faymann wie folgt nach: „Wann ich 22 Stunden in der Woche arbeite, dann bin ich am Dienstag zu Mittag fertig – dann kann ich ham gehn!“
„Fleißiger“ Bürgermeister?
Der Herr Bürgermeister wollte wohl der Öffentlichkeit mitteilen, wie „fleißig“ er wohl ist und dass sich die Lehrer an ihm ein Beispiel nehmen mögen. Wenn also ein Tag 24 Stunden hat und Häupl bis Dienstag Mittag auf 22 Stunden kommt, so lässt sich leicht errechnen, dass Häupl seinen „Untertanen“ mitgeben wollte, dass er 16 Stunden am Tag „arbeitet“. Nimmt man das Wochenende aus, käme man auf 80 Stunden.
Da ist es aus seiner Sicht freilich unverständlich, dass Lehrer sich mit gerade einmal 22 Stunden in der Klasse zufrieden geben wollen. Wie sich nun der Arbeitsalltag des Herrn Bürgermeisters gestaltet und wie jener der Lehrer aussieht, steht freilich auf einem anderen Blatt. Seine „Arbeit“, etwa bei den Mediengesprächen dienstags, die eher unregelmäßig als regelmäßig stattfinden, beschränkt sich zumeist auf das Zuhören, was seine Stadträte – oder besser gesagt Vassallen – zum Besten geben. Zu Wort meldet sich das Oberhaupt nur dann, wenn es von Journalisten direkt gefragt wird. Kritik durch die Medienlandschaft war Häupl jedenfalls am Dienstag sicher. Aber auch das dürfte ihm wohl eher wurscht sein, ganz nach dem Motto: „Was juckt es die stolze Eiche, wenn sich der Eber an ihr reibt?“