Aktuell sorgten in den Reihen der Sozialisten Äußerungen des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Niessl (SPÖ) für Aufsehen, der sich für die Zeit nach den nächsten Landtagswahlen eine rot-blaue Zusammenarbeit vorstellen kann. Sofort kamen reflexartige Distanzierungen der Bundes-SPÖ durch Bundeskanzler Werner Faymann und Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos.
Was Niessl für die Periode 2015 bis 2020 als Koalitionsvariante im Burgenland in seiner Landes-SPÖ zur Diskussion stellt, ist aber keineswegs eine „schräge Idee“, wie es manche seiner Parteigenossen auf Bundesebene darstellen wollen.
Rot-Blau hat Tradition im Burgenland
Rot-Blau als Koalitionsvariante hat im Burgenland nämlich durchaus Tradition. So stand bereits am Beginn der burgenländischen Landeshoheit in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Großdeutschen Alfred Walheim ein „Blauer“ an der Spitze einer rot-blauen Landesregierungskoalition. Walheim war 1923 bis 1924 und 1931 bis 1934 mit Unterstützung der Sozialdemokraten Landeshauptmann in Eisenstadt, zunächst als Mitglied der Großdeutschen Volkspartei, später des Landbundes. Nach dem Februaraufstand der Sozialdemokraten und der endgültigen Gleichschaltung des politischen Systems in Österreich durch die Austrofaschisten wurde der demokratisch gewählte Walheim durch einen Günstling der Dollfuss-Schuschnigg-Diktatur ersetzt.
Obwohl sich Walheim große Verdienste um die Landeshoheit des Burgenlandes ab 1922 erworben hatte und historisch als der wesentliche Geburtshelfer des jüngsten österreichischen Bundeslandes gilt, verwehrt man ihm bis heute ein angemessenes Andenken.