In einem erweist sich der amtierende Ministerpräsident Alexis Tsipras (SYRIZA) als würdiger Nachfolger im Amt des Regierungschefs in Athen: Er führt die Vettern- und Parteibuchwirtschaft seiner Vorgänger aus der christdemokratischen Nea Dimokratia und der sozialistischen PASOK nahtlos weiter. Nahe Verwandte, Freunde und enge Parteikollegen werden in der Verwaltung und den verstaatlichten Unternehmungen durch Tsipras und seine Regierungskollegen mit Ämtern und Positionen versorgt.
Zuletzt wurde etwa Giorgos Tsipras, der Cousin des Ministerpräsidenten, zum Generalsekretär für internationale Wirtschaftsbeziehungen im griechischen Außenministerium bestellt. Aber diese Personalentscheidung ist nur die Spitze des Eisbergs in der SYRIZA-Vetternwirtschaft.
SYRIZA-Regierung: Überall werden Verwandte hineingehievt
Die einflussreiche SYRIZA-Tourismusministerin Elena Kountoura bestellte gleich ihren eigenen Bruder, Nikos Kountouras, zum wirtschaftspolitischen Berater. Der Neffe des SYRIZA-Innenminister Nikos Voutsis wiederum wurde Leiter der diplomatischen Abteilung im Ministerpräsidentenamt. SYRIZA-Kulturminister Nikos Xydakis machte zu seinem Büroleiter den Bruder von Rena Dourou, einer einflussreichen Parteifunktionärin und gleichzeitigen Regionalgouverneurin. Und zu Leiterin des Zentrums für öffentliche Verwaltung wurde die Lebensgefährtin von Justizminister Nikos Paraskevopoulos ernannt.
Insider der Athener Verwaltung bestätigen, dass diese Vorgangsweise an die Praxis des sozialistischen Papandreou – und des christdemokratischen Karamanlis-Clans erinnert. Dort brauchte man allerdings Jahre und Jahrzehnte für die Vetternwirtschaft, – bei Tsipras ist sie bereits nach drei Monaten die Normalität.