Ausgerechnet Der Standard, das linke Boulevardblatt, mokiert sich im Halbjahresrythmus über die Berufssituation von Frauen. Weil diese oftmals nur Teilzeit arbeiten, um auch für ihre Familie Zeit zu haben, wettert die Redaktion regelmäßig über die männergeprägte Arbeitswelt und ihre Handlanger. Teilzeitjobs sollten für die Frau von heute also Tabu sein und sind lediglich ein Zeichen für die männliche Unterdrückung des weiblichen Geschlechts und selbstverständlich nicht selbst gewählt, sondern aufgezwungen.
Genderstudies notwendig
Überschriften zu genau diesem Thema lesen sich wie folgt:
– "Frauen: Mehr Teilzeit-, weniger Vollzeitjobs"
– "Fast jede zweite Frau arbeitet Teilzeit"
– "Umbruch auf Arbeitsmarkt zwingt Frauen in Teilzeitjobs"
Umso amüsanter war eine Stellenausschreibung aus der Redaktion des Mediums. Darin wurde ausgerechnet eine Karenzvertretung für einen 30-Stunden-Job gesucht, bezahlt nach dem Kollektivvertrag. Die Chance auf eine Übernahme oder eine Vollzeitanstellung wurde nicht in Aussicht gestellt. Genau jener Punkt, der ausgerechnet vom Standard allzu oft kritisiert wird.
Eingestellt wird aber nicht etwa nur ein begnadeter Schreiber oder leidenschaftlicher Journalist, gesucht wird explizit nach Personen mit einem abgeschlossenen Gender-Studium. Während sich der hiesigen Bevölkerung bislang nicht erschließen konnte, wozu ein Studium der Gender- "Wissenschaften" notwendig sein sollte, ist nun die Nützlichkeit bewiesen: für eine Teilzeit-Karriere beim Standard.
Die Zeitung hatte offenbar keine Schwierigkeiten, eine passende Bewerberin zu finden, denn der Link wurde bereits gelöscht.