Nach drei verlorenen Landtagswahlen in bisherigen Stammländern der SPD (Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen) scheint die Lage für die deutschen Sozialdemokraten dramatisch. Auch Vertreter der Politikwissenschaft ziehen in ihren Analysen Bilanz und gehen davon aus, dass die SPD und ihr Kanzlerkandidat Martin Schulz bereits vorzeitig erledigt sein könnten.
Politikwissenschaftler wie etwa Oskar Niedermayer vom Otto-Stammer-Zentrum an der Freien Universität Berlin sehen die deutschen Sozialdemokraten am Scheideweg als bisherige große Partei. Zum Spitzenkandidaten Schulz und dem Zustand der SPD fällt Niedermayer in einem Interview mit dem Nachrichtensender n-tv wenig Positives ein:
Die Lage ist sehr dramatisch für die SPD. Gerade die letzte Landtagsniederlage war ja nicht irgendeine, sondern fand in Nordrhein-Westfalen statt, in der Herzkammer der Sozialdemokratie. Das hat die Partei sehr stark getroffen. Bei der Bundestagswahl im Herbst wird es nun darum gehen, ob die SPD eine der großen Parteien bleiben kann. Oder ob das, was bei der letzten Wahl passiert ist, zum Dauerzustand wird: dass sie im 25-Prozent-Turm verharrt.
Schulz und sein Wahlprogramm bleiben unbestimmt
Für den Berliner Politikwissenschaftler bleiben die Positionen von Schulz und sein Wahlprogramm unbestimmt und damit interpretationsbedürftig. Zudem sei die Vorstellung des Kanzlerkandidatenwahlprogramms über weite Strecken chaotisch und mit Pannen passiert:
Die SPD hatte nur wenig Zeit, um den Kandidaten aufzubauen und gleichzeitig die Inhalte zu klären, mit denen er in den Wahlkampf zieht. Gerade bei der wichtigen Frage, wie die ganzen sozialen Versprechungen überhaupt finanziert werden sollen, herrscht immer noch keine Klarheit.
Sie zeigen, wie nervös man in der Partei ist. Die drei Wahlschlappen hintereinander haben die SPD tief getroffen und deshalb ist auch die Kampagnenplanung ziemlich durcheinandergekommen.