Die Pleiten-, Pech- und Pannen-Serie im SPÖ-Wahlkampf ist um eine humorvolle Facette reicher. Nach den Rückschlägen für die Roten durch die Verhaftung des Beraters von Christian Kern, Tal Silberstein, dem kuriosen Schauspiel um die Anti-Terror-Mauer rund um das Bundeskanzleramt und der Veröffentlichung des peinlichen Geheimpapiers, in dem SPÖ-intern Kern als “Prinzessin mit Glaskinn” beschrieben wird, spielte sich am 22. September in Wien-Floridsdorf ein lokalpolitisches Drama für die Sozialisten ab.
“Jesus-Jünger” auf dem SPÖ-Standort
An diesem Freitag Nachmittag fuhr ein Kern-Wahlkampfauto in die Fußgängerzone des stark frequentierten Franz-Jonas-Platzes, wo täglich mehr als 100.000 Menschen in U- und S-Bahn einsteigen, um ein Wahlkampfzelt aufzustellen. Offensichtlich war der für diesen Zweck reservierte Platz aber schon vergeben.
Direkt beim Ausgang der U-Bahnstation hatte sich nämlich eine Gruppe junger Leute breit gemacht, die ohrenbetäubende Musik machten und erzählten, wie schlecht ihre Eltern zu ihnen waren und dass sie sich deshalb zu Jesus gewandt hätten. Für diese Darbietung wurde Geld gesammelt.
Grüne trennten Kern und “Jesus”
Der Fahrer des Kern-Wahlkampfautos wusste also augenscheinlich nicht, was er jetzt tun solle, und parkte sein Auto für wenige Sekunden direkt vor dem U-Bahn-Ausgang, was wiederum bei den Passanten für Ärger sorgte. Nun kam Hilfe von “Links”: Ausgerechnet ein Mitarbeiter der Grünen, die direkt vor dem U-Bahn-Ausgang einen Sozialflohmarkt betrieben, ging zum roten Wahlkampfbus und empfahl dem Fahrer, sich auf der anderen Seite einen Platz zu suchen.
Die SPÖ-Wahlkämpfer folgten seinem Vorschlag. Für die Passanten ergab das ein kurioses Bild: Plötzlich waren das Wahlkampfteam von Christian Kern und die “Jesus-Schnorrer” nur von den Grünen getrennt.