Die FPÖ ist an den Urnen zweitstärkste Partei Österreichs – das sagen die genauen Zahlen aus den Regionalwahlkreisen.

16. Oktober 2017 / 18:57 Uhr

Zahlen zum Wahlsonntag unter der Lupe – laut Innenministerium ist FPÖ zweite, laut ORF SPÖ

Laut Innenministerium hat die FPÖ am 15. Oktober 2017 an den Urnen 27,4 Prozent der Stimmen erhalten. Laut ORF Prognose sollen es mit Wahlkarten aber nur 26,0 Prozent werden.

Damit sich 0,1 Prozent bei einer Partei von der Urnenwahl zum Endergebnis verschiebt, müsste das Wahlkartenergebnis um mehr als ein Prozent unter oder über dem Urnenwahlergebnis liegen.

ORF-Logik muss nicht logisch sein

Bei dem vom ORF prognostizierten Unterschied von 1,4 Prozent dürfte die FPÖ demnach bei den Briefwahlen höchstens 12,5 Prozent der Stimmen erhalten. Das aber würde jeder Logik widersprechen (siehe auch die nicht signifikante Differenz zwischen dem Urnen- und dem Briefwahlergebnis für die AfD in der Bundesrepublik Deutschland).

Damit ist nicht gesagt, dass die FPÖ tatsächlich den bisher zweiten Platz behält. Schneidet die SPÖ bei Briefwählern um 3,5 Prozent besser ab als an den Urnen und die FPÖ um 3,5 Prozent schlechter, dann kämen sie beieinander zu liegen.

Diese Diskrepanz beschäftigt übrigens nicht nur unzensuriert.at, sondern auch die Kronen Zeitung.

Regionalwahlkreis-Ergebnisse unter der Lupe

Die Liste zeigt die Regionalwahlkreisergebnisse nach Ergebnissen der FPÖ absteigend geordnet (vor Wahlkartenauszählung). Fett ist der Erstplatzierte, unterstrichen der Zweitplatzierte.

  1. Weststeiermark              36,2       ÖVP 31,7             SPÖ 23,0
  2. Kärnten Ost                       35,8       ÖVP 26,4             SPÖ 29,0
  3. Kärnten West                   35,1       ÖVP 29,1             SPÖ 26,6
  4. Oststeiermark                  34,2       ÖVP 39,0             SPÖ 17,3
  5. Innviertel                           33,8       ÖVP 36,1             SPÖ 20,0
  6. Villach                                 33,4       ÖVP 22,8             SPÖ 31,9
  7. Obersteiermark              31,4       ÖVP 27,9             SPÖ 31,0
  8. Niederösterreich Ost    30,9       ÖVP 30,3             SPÖ 27,9
  9. Wien Nord                         30,8       ÖVP 19,3             SPÖ 34,1
  10. Hausruckviertel                 30,5       ÖVP 31,1             SPÖ 25,6
  11. Wien Süd                            30,1       ÖVP 16,7             SPÖ 38,2
  12. Niederösterreich Süd    29,9       ÖVP 31,9             SPÖ 26,7
  13. Klagenfurt                          28,8       ÖVP 26,9             SPÖ 29,5
  14. Lungau/Pinzgau               28,6       ÖVP 39,2             SPÖ 22,1
  15. Innsbruck Land                 27,5       ÖVP 37,2             SPÖ 20,9
  16. Traunviertel                      27,5       ÖVP 29,4             SPÖ 30,1
  17. Unterland                          27,3       ÖVP 42,0             SPÖ 18,6
  18. Burgenland Süd               27,0       ÖVP 33,4             SPÖ 32,5
  19. Mostviertel                       26,7       ÖVP 38,7             SPÖ 23,4
  20. Vorarlberg Süd                 26,7       ÖVP 32,9             SPÖ 18,7
  21. Waldviertel                        26,7       ÖVP 42,8             SPÖ 20,3
  22. Weinviertel                       25,8       ÖVP 39,8             SPÖ 21,7
  23. Linz und Umgebung       25,6       ÖVP 23,4             SPÖ 35,3             
  24. Flachgau/Tennengau    25,5       ÖVP 39,9             SPÖ 19,7
  25. Graz und Umgebung     25,4       ÖVP 28,2             SPÖ 26,0
  26. Vorarlberg Nord              25,4       ÖVP 35,8             SPÖ 17,3
  27. Oberland                            25,3       ÖVP 44,2             SPÖ 18,0
  28. Burgenland Nord             25,2       ÖVP 32,1             SPÖ 33,2
  29. Niederösterreich Mitte 25,2       ÖVP 33,7             SPÖ 25,6
  30. Osttirol                                25,2       ÖVP 46,8             SPÖ 16,2
  31. Mühlviertel                       24,6       ÖVP 37,7             SPÖ 25,1
  32. Thermenregion                24,3       ÖVP 31,0             SPÖ 27,2
  33. Innsbruck                           23,1       ÖVP 26,3             SPÖ 28,4
  34. Salzburg                              22,1       ÖVP 30,7             SPÖ 26,6
  35. Wien Innen Ost                 22,7       ÖVP 16,2             SPÖ 39,8
  36. Wien Süd West                21,7       ÖVP 23,8             SPÖ 32,4
  37. Wien Nord West              17,5       ÖVP 24,5             SPÖ 32,5
  38. Wien Innen Süd               15,5       ÖVP 20,4             SPÖ 36,2
  39. Wien Innen West            10,9       ÖVP 23,3             SPÖ 33,5

Wer in wie vielen Regionalwahlkreisen Erster, Zweiter oder Dritter wurde, zeigt diese Aufstellung:

Erster                    Zweiter                Dritter

ÖVP       21                           10                           8            
FPÖ        6                             20                           13
SPÖ        12                           9                             18          

Demnach liegen SPÖ und FPÖ ziemlich gleichauf.

Von einem “Heilsbringer” zum nächsten

Deutlich sind die Wanderungen von den Grünen zur SPÖ, wie vor allem die Städte zeigen. Tatsache ist auch, dass die Stronach-Wähler zu einem beträchtlichen Teil zur ÖVP gewandet sind. Von einem “Heilsbringer” zum nächsten (Haider, Stronach, Kurz).

Insgesamt ziemlich besorgniserregend sind etliche Ergebnisse in Wien. Die FPÖ gewann zwar überall dazu, aber in vielen Bezirken nur einen Prozent oder weniger.

Grüne bleiben draußen

Laut Innenministerium haben die Grünen an den Urnen 3,3 Prozent der Stimmen erhalten. Um doch noch den Einzug ins Parlament zu schaffen, müssten sie mindestens 11,5 Prozent der Wahlkartenstimmen erhalten. Das wären aber plus 330 Prozent.

Im Zuge der Nachwahlanalyse debattierten am 15. Oktober Meinungsforscher und Journalisten im Fernsehen, ob zwei Frauen an der Grünen-Spitze geschadet hätten. Es wurde auch gesagt, dass Peter Pilz zu viel Einfluss der Frauen bei den Grünen bemängelt habe und dass Ingrid Felipe, stellvertretende Landeshauptfrau und Bundessprecherin, im Wahlkampf kaum anwesend war. Es traute sich aber keiner zu sagen, dass es vielleicht auch daran liegen könnte, dass Ulrike Lunacek wohl kaum repräsentativ für Österreichs Frauen ist, nicht einmal für die Grünwählerinnen.

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