Georg Mair, stellvertretender Chefredakteur des Südtiroler Wochenmagazins FF, ist erklärter Gegner des Selbstbestimmungsrechtes, weil er Südtirols Autonomie großartig findet. Daher ist für ihn der Gedanke verlockend, dem von Verhaftung bedrohten katalanischen Regierungschef Carles Puigdemont politisches Asyl anzubieten, “damit er in Südtirol lernen könnte, dass es keine formelle Unabhängigkeit braucht, um selbstbestimmt zu sein”.
Antrag nach zweieinhalb Jahren abgestimmt
Was Georg Mairs “selbstbestimmte” Südtiroler Autonomie bedeutet, wurde vergangene Woche im Südtiroler Landtag deutlich. Am 9. November stimmte der Landtag für die Sonn- und Feiertagsruhe. Eingebracht hatte den Beschlussantrag der Abgeordnete Andreas Pöder von der “BürgerUnion”, die für die Unabhängigkeit Südtirols eintritt.
Bereits das Tempo weist auf Schwächen hin: Der Antrag war im März 2015 eingebracht worden, kam aber erst zweieinhalb Jahre später zur Behandlung.
Südtiroler können nicht einmal die Sonn- und Feiertagsruhe bestimmen
Der Grund liegt auf der Hand: Wann die Geschäfte, Gasthäuser und Büros in Südtirol öffnen dürfen und wann sie geschlossen zu bleiben haben, das bestimmt das ferne Rom, und zwar vom Brenner bis zur Insel Pantelleria vor der Küste Afrikas gleich. Der Südtiroler Landtag, das “Hohe Haus”, hat sich einmal mehr als “hohles” Haus erwiesen.
Entsprechend wurde auch nicht mehr beschlossen als eine Verpflichtung der Südtiroler Landesregierung, sich in Rom zu bemühen.
Katalonien besitzt mehr Zuständigkeiten als Südtirol
Mairs gepriesene Autonomie erweist sich also bei näherem Hinsehen als ziemlich zahnlos. Dass Katalonien in verschiedenen Bereich mehr Zuständigkeiten besaß als Südtirol, ist Mair auch entgangen.
Puigdemont kann in Südtirol nichts lernen – außer die Notwendigkeit, die Schönredner und Systemvertreter mit der Wirklichkeit zu konfrontieren.