Wo Rot regiert, sind Bauskandale nicht weit. In Berlin ist es der Flughafen, der nicht in Betrieb gehen will, und in Wien hat das Krankenhaus Nord in Floridsdorf schon eine von offizieller Seite prognostizierte Verzögerung von vier Jahren.
Doppelte Baukosten und 8.000 Mängel
Im Rohbericht des Rechnungshofs sollen zudem unfassbare 8.000 Baumängel genannt werden, und die Kosten gehen ins Uferlose: Ursprünglich mit 825 Millionen Euro budgetiert, könnten die tatsächlichen Kosten auf bis zu 1,4 Miliarden (!) anwachsen.
“Modernstes Krankenhaus Europas”
Den zuständigen Politikern in Wien macht das alles aber offensichtlich überhaupt nichts aus. Solche Kostenexplosionen werden hingenommen wie das tägliche Verkehrschaos in den frühen Morgenstunden. Anders ist nicht zu erklären, warum Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) die Verzögerung und Verteuerung mit der Feststellung wegwischt, das Haus werde aber das “modernste und beste Krankenhaus, das es in Europa gibt”. Was erst noch zu beweisen sein wird.
Schieders Lebensgefährtin nahm Hut
Frauenberger hat den Patienten “Krankenhaus Nord” von Vorgängerin Sonja Wehsely übernommen. Diese musste – vor allem auch wegen des Bauskandals in Floridsdorf – den Hut nehmen. Pikant dabei ist, dass Wehsely die Lebensgefährtin des SPÖ-Klubobmannes Andreas Schieder ist, der in Wien Bürgermeister Michael Häupl beerben möchte und im Jänner beim Landesparteitag gegen Widersacher Michael Ludwig, dem SPÖ-Wohnbaustadtrat, um die Nachfolge kämpft.
Energie-Rückgewinnung der ÖBB soll Geräte belasten
Gegner von Schieder, die Michael Ludwig als nächsten Bürgermeister in Wien sehen wollen, sind daher gar nicht daran interessiert, den größten Bauskandal in der Amtszeit von Michael Häupl klein zu kochen. Ein hoher SPÖ-Funktionär, der namentlich nicht genannt werden möchte, glaubt daher den wirklichen Grund für die Verzögerung der Spitals-Inbetriebnahme zu kennen.
Nach seiner Theorie könne das Krankenhaus Nord gar nicht eröffnet werden, weil die ÖBB in diesem Bereich eine Energie-Rückgewinnung durch Bremsvorgänge der Züge durchführt. Und diese umweltfreundliche Maßnahme würde die sensiblen medizinischen Geräte in Mitleidenschaft ziehen. “Das weiß jeder, aber keiner spricht es aus,” behauptet der SPÖ-Mann gegenüber unzensuriert.
ÖBB und Stadt Wien schweigen
Nachgefragt bei den ÖBB und bei Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger, ob an diesen Behauptungen etwas dran sei, erntete unzensuriert nur Schweigen. Diesbezügliche Medienanfragen blieben bis dato unbeantwortet. Damit bleiben den Lesern alle Interpretationsmöglichkeiten offen.