Während Johannes Paul II. der Philosoph und Benedikt XVI. der Theologe auf dem Stuhl Petri waren, ist nun Franziskus der Soziologe und Politiker.
Der politische Einfluss von Franziskus
Franziskus agiert als Mediator der linken Szene. Er sucht den Schulterschluss mit jener Macht, die Obama und die Demokraten in den USA und die EU insgesamt repräsentiert. Damit gehört er zum Mainstream, sucht ihn gezielt. Daher hat er auch Macht. Nicht so sehr auf die Massen, wie man vermuten könnte, sondern auf die wenigen, die bestimmen oder bestimmen wollen.
Sympathien für lateinamerikamische Herrscher und das KP-Regime in China
Der Papst sympathisiert mit den bolvarischen Präsidenten Lateinamerikas und maßregelt die nicht-linken Präsidenten. Er baut ein vielschichtiges Netzwerk auf der linken Seite auf, von radikalen Linken bis zu den sozialdemokratischen Bürgermeistern, und ignoriert kategorisch die rechte Seite: Keine Einladung, kein Handschlag. Der Papst mischt sich in Wahlkämpfe ein (und unterliegt zum Teil: Argentinien, USA), aber er schafft sich damit unter den Linken einen Nimbus mit Strahlkraft. Er ist letztlich, und darauf zielt er ab, ihr höchster Repräsentant, seit die Linke Washington verloren hat. Dafür erklärte er der “religiösen Rechten” in den USA den Krieg – ob evangelikal oder katholisch, ganz egal. Dafür lässt er das Regime in Peking und das kommunistische China als das Land loben, in dem die kirchliche Soziallehre derzeit am besten umgesetzt sei!?
Franziskus ist ein Dialektiker, darin eigentlich ganz Marxist oder zumindest Hegelianer: die Begriffe und Inhalte werden beliebig umgemodelt. Er strebt ein Abkommen mit China an, aus religiösen Gründen wohl kaum, aber politisch betrachtet, bekommt die Sache einen “Sinn”. Um dieses Abkommen zustande zu bringen, wurde durch einen persönlichen Freund von Franziskus erklärt, dass die Christenverfolgung durch das KP-Regime “nur” den evangelikalen Gruppen gelte, und die seien US-finanziert und -gelenkt. Katholiken treffe die Verfolgung zwar auch, aber das sei vom Regime eigentlich gar nicht gewollt, sondern ein Kollateralschaden. Das ist reinster Kommunistensprech der 1970er und 1980er Jahre. Genau so ist Franziskus geprägt.
Anti-Globalisierungs-Globalisierung
Der Papst ist ein politischer Denker. Er schmiedet an einer Anti-Globalisierungs-Globalisierung, also an einer anderen Globalisierung als der des reinen Kapitals. Dieser Ansatz wäre ja nicht einmal falsch, den müssten alle Völker, die noch Leben haben und überleben wollen, sogar unterstützen. Das Problem ist, dass Franziskus die Antwort bei einem gescheiterten und zudem nicht minder brandgefährlichen Modell sucht, dem des Kommunismus. Auf die Frage, ob er Kommunist sei, was vor allem in den USA diskutiert wird, antwortete er mit einem Nein und einem Scherz: “Die Kommunisten haben uns Christen die Fahne gestohlen”. Er sagt damit nicht wirklich Nein – es war ein dialektisches Nein -, vielmehr bestätigte er, dass er diese Allianz will. Das ist die Illusion, die ein Teil seit der Französischen Revolution hegt und in der roten Fahne ihren symbolträchtigsten Ausdruck gefunden hat. Eine tödliche, eine mörderische Illusion.
Prägung durch Peron
Das ist die Tragik Bergoglios, dessen Denken unter Juan Peron geprägt wurde, den er in Argentinien positiv erlebte: der Sozialist-Faschist auf dem Thron. Je nachdem war er für einen mehr der Faschist, für die anderen mehr der Sozialist, bis 1945 an der Seite Berlins und Roms, ab 1945 an der Seite Moskaus, aber immer gegen Washington. Deshalb hatte der Peronist Beroglio auch keine Probleme, mit Kommunisten befreundet zu sein. Er selbst betonte bereits mehrfach, dass Esther Ballestrino Careaga, eine Revolutionärin aus Paraguay, die bei Peron Unterschlupf gefunden hatte, ihm das politische Denken beibrachte (einschließlich kommunistischer Desinformation). Careaga wurde in den 1970er Jahren während der Militärdiktatur grausam ermordet. Sie wurde Opfer jenes vermeintlich “spurlosen” Verschwindens, indem man politische Gegner in Militärmaschinen über das offene Meer flog und aus hoher Flughöhe aus dem Flugzeug warf. Der Aufprall auf der Meeresoberfläche muss die Körper regelrecht zerrissen haben. Zudem wurden Leichenteile wieder an die Küste gespült, auch von Careaga, anhand derer sie mittels DNS identifiziert werden konnte. Bergoglio hatte ihre marxistische Literatur versteckt, damit sie bei Hausdurchsuchungen nicht gefunden würde.
Gegen alles, was rechts ist
Da haben wir also den Feind Bergoglios: alles was rechts ist. Das Absurde daran: Sein politischer Berater und Vertrauter ist der Sohn und der Enkel von Vertretern dieser antiperonistischen und vorperonistischen Rechten. Aber welchem Rechten wurde nicht verziehen, wenn er links wurde?
So blickt Franziskus nach China und sieht Möglichkeiten und Szenarien. Er weiß, dass sich Dinge nicht unbedingt aufhalten lassen, aber man kann sie formen und lenken oder auch fördern. Das versucht er. Und, wie gesagt, er hat in der Prämisse, die seinem Denken zugrundeliegt, sogar recht. Er verabscheut den Kapitalismus, der Profit über die Menschen, über die Völker, über die Staaten stellt. Also geht er nach einem einfachen Muster vor: in Sachfragen und Personalfragen. Wer von zwei oder mehr Seiten, zwei oder mehr Personen die sozial(istischste) Position vertritt, das ist seine Seite, das ist sein Mann, seine Frau. Ob katholisch, protestantisch, agnostisch, jüdisch, islamisch, das ist “nicht wichtig”. Er differenziert und differenziert nicht, so wie er es für seinen Plan braucht. Er empfängt einerseits Ronald Lauder als Vertreter der Juden, und bekämpft gleichzeitig, was Lauder als Milliardär und Unternehmer vertritt. Das ist einer der scheinbar rätselhaften Facetten, doch Bergoglio tut wohl nichts ohne Plan. So ähnlich hat er es selbst einmal formuliert. Er ist ein sehr nüchterner Mann, eben ein Jesuit.
Österreich und der linke Papst
Von welchen österreichischen Politikern weiß die Öffentlichkeit, dass sie persönlichen Kontakt zu Franziskus hatten und in welcher Reihenfolge?
2015: Walter Baier, ehemaliger Bundesparteivorsitzender der KPÖ
2017: Alexander van der Bellen, Bundespräsident und ehemaliger Chef der Grünen
2018: Sebastian Kurz, Bundeskanzler