Grün gegen Rot in Wien – das könnte noch brutal werden und mit größter Wahrscheinlichkeit zu vorgezogenen Wahlen führen. Aktueller Konflikt: der Bau des Lobautunnels. Von den Grünen verschmäht, von der SPÖ herbeigesehnt, gab das Bundesverwaltungsgericht nach jahrelangen Verzögerungen durch Einsprüche erst vor rund einem Monat die Genehmigung zum Spatenstich. Seither brodelt es im Wiener Rathaus.
In Hainburg-Manier an Bäume ketten
Wie jetzt nämlich bekannt wurde, haben die Grünen eine eigene Protest-Webseite aktiviert. Nicht nur das: Ein Informant erzählt, so berichtet auch die Kronen Zeitung, dass der Bau des Lobautunnels durch die Besetzung der Baustelle gestört werden soll. In Hainburg-Manier wollen sich Aktivisten auch an Bäume ketten. Im ORF-Report am Dienstag kam denn auch eine Anti-Lobautunnel-Initiative namens “Virus” zu Wort, in der tatsächlich Hainburg-Veteranen engagiert sind.
SPÖ-Bezirksvorsteher begann mit Grabungsarbeiten
So sehr die Grünen nun gegen die Verkehrsverbindung zwischen Süßenbrunn und Schwechat, die unter der Donau und unter dem Nationalpark Donau-Auen führen soll, mobil machen, so konträr ist die Einstellung der SPÖ zu diesem Projekt. Bestes Beispiel dafür: Der SPÖ-Bezirksvorsteher der Donaustadt, Ernst Nevrivy, veröffentlichte ein Video, auf dem er mit schwarzem Anzug und roter Krawatte und einer Schaufel in der Hand auf einem Feld mit den Grabungen für den Lobautunnel beginnt.
Durchzugsverkehr aus Bezirk verbannen
Nevrivy ist – wie übrigens auch FPÖ-Stadtrat Toni Mahdalik – ein großer Befürworter des Tunnelprojektes. Beide kennen die unsägliche Verkehrssituation, die sich tagtäglich auf den Straßen des 22. Bezirks abspielt. Ein Lobautunnel mit direkter Verbindung nach Schwechat könnte einen Großteil des Verkehrsaufkommens, vor allem den Lkw-Durchzugsverkehr, aus dem Bezirk verbannen, meinen sie.
Koalition wackelt – Neuwahlen?
Geben die Grünen in der Frage nicht nach und kommt es doch noch zu einer koalitionären Einigkeit, wonach es derzeit aber nicht aussieht, könnte der Tunnel die rot-grüne Koalition zum Einsturz bringen. Dann sind Neuwahlen unvermeidbar – und vielleicht schaufeln sich die Grünen in ihrer jetzigen Situation damit auch in Wien ihr eigenes Grab.