FPÖ-Verteidigungsminister Mario Kunasek kann auf seine Soldaten stolz sein: Bei der in der Vorwoche im deutschen Grafenwöhr stattgefundenen “Strong Europe Tank Challenge” (SETC) konnte sich die österreichische Mannschaft mit vier Panzern neuerlich unter den Weltbesten behaupten und Platz drei erringen – noch vor militärischen Großmächten wie USA, Großbritannien oder Frankreich. Platz eins ging an Deutschland, Zweite wurden die Schweden. Im Vorjahr hatte Österreich erstmals teilgenommen – und gesiegt.
Panzertruppen aus acht Staaten messen sich
Die SETC werden seit 2016 von der Deutschen Bundeswehr und der US Army auf dem 230 Quadratkilometer großen Truppenübungsplatz Grafenwöhr (Bayern, Oberpfalz) ausgerichtet, auf dem die deutschen Truppen schon vor dem ersten Weltkrieg geübt hatten. Heuer haben Panzertruppen aus acht Staaten (inklusive Österreich) teilgenommen, darunter neben USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich auch Schweden, Polen und die Ukraine. Die rumänische Mannschaft war trotz Anmeldung nicht erschienen
Vier Tage voller Einsatz für Mann und Gerät
In den fünf Tagen – heuer von 4. bis 8. Juni – wird den Panzerbesatzungen und ihren Versorgern buchstäblich das Letzte abverlangt. Auf insgesamt 13 Stationen wird nicht nur die Treffsicherheit der Panzer einzeln und im Verband geprüft, sondern ebenso im Ernstfall lebenswichtige Aspekte wie Pistolenschießen (25 Meter), die Bewältigung eines extralangen (nach US-Regeln) Hindernis-Parcours für die Mannschaften, Bergung eines Verwundeten mittels Heranführung eines Hubschraubers, Kraft- und Ausdauerlauf mit vollem Gepäck und diversen Panzerteilen wie Abschleppseile, das Fahren mit geschlossenen Luken und noch einiges mehr.
30 Mann und vier Panzer samt Ausrüstung fahren Bahn
“Wir haben seit Februar gezielt darauf trainiert und sogar die Hindernisse auf der längeren US-Hindernisbahn nachgebaut”, verrät Major Jörg Loidolt, Kommandant des Panzerbataillons 14 in Wels, aus dem die erfolgreichen Wettbewerbs-Teilnehmer stammen. Neben den 16 Mann Panzerbesatzung (vier Leopard 2 A4 mit je vier Mann plus zwei Reservepanzer) waren noch ein Reservemann plus 13 Versorger im Einsatz. Auch Ausrüstung, Verladung, Bahntransport und Zollformalitäten waren eine logistische Herausforderungen.
Österreichs Leopard 2 A4 stammen aus den 80er-Jahren
“Uns war klar, dass wir unsere Schwächen haben, aber wir haben aus Mensch und Material das Beste herausgeholt”, sagt Loidolt, angesprochen auf die doch schon in die Jahre gekommenen Bundesheer-Leoparden, die aus den 1980er-Jahren stammen. Fast alle SETC-Teilnehmer haben neuere Panzertypen, was die Leistungen der Bundesheer-Mannschaften umso mehr herausstreicht.
Modellpflege und Nachrüstung als Herausforderung
Die insgesamt 56 in Österreich verfügbaren Leopard 2 A4 halten laut Loidolt noch etwa bis 2022 in ihrer jetzigen Form, danach muss mit dem deutschen Hersteller KMW (Krauss-Maffai Wegmann, München) eine Nutzungsverlängerung durchgeführt werden. “Die arbeiten derzeit am A7, und wir müssen unsere A4-Modelle mit neueren Komponenten nachrüsten, damit sie halbwegs wettbewerbsfähig bleiben, etwa mit neuen Periskopen oder Wärmebildkameras”, erklärt Loidolt.
Das erfordert aber eine exakte und rechtzeitige Planung, “denn die Ersatzteilherstellung für den A4 wurde bereits eingestellt, die Auftragsbücher von KMW sind auf Jahre voll – und auch die Finanzierung muss gesichert sein.” Da aber neben Österreich noch etliche Armeen in Europa den A4 nutzen, wird sich der Hersteller dazu etwas einfallen lassen müssen.
Abschaffung der Panzerwaffe abgeschafft
Die unter roten Verteidigungsministern angedachte Abschaffung der Panzertruppe ist jedenfalls vom Tisch, zwölf mittels “Langzeitlagerung” eingemottete Leoparden werden derzeit wieder laufend einsatzbereit gemacht und der Truppe zugeführt. Die Anschaffung neuer Modelle ist mittelfristig vorerst nicht in Sicht.