Die türkische Wirtschaft gerät immer mehr unter Druck. Und das trotz guter Wachstumsraten von 4,2 Prozent 2018 und prognostizierten 3,9 Prozent im Jahr 2019. Makropolitischer Grund für die ökonomischen Turbulenzen sind die kürzlich beschlossenen Sanktionen der USA in der Causa Pastor Andrew Brunson. Internationale Investoren stoßen jetzt in großem Umfang die türkische Lira ab, die im Wechselkursverhältnis zum US-Dollar ein Allzeittief erreicht hatte. Im Juli 2018 ist die Inflationsrate in der Türkei auf schwindelerregende 16 Prozent angestiegen.
Aus innenpolitischen Gründen hat die türkische Zentralbank, die dem Finanzminister und Schwiegersohn von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan untersteht, den Leitzins weiterhin bei 17,75 Prozent gelassen und so eine Inflationsbremse verhindert.
Vertrauen in die Stabilität der Türkei erschüttert
International ist das Vertrauen in die Stabilität der Türkei jedenfalls erschüttert. Mit dem anhaltenden Konflikt gegenüber dem eigentlichen Langzeitverbündeten USA und der indifferenten Rolle sowohl in Syrien als auch in der Bekämpfung des Islamischen Staates hat Erdogan sein Heimatland zunehmend isoliert.
Wird die Causa Brunson nicht rasch gelöst und versteift sich Erdogan weiterhin auf seine Rachegelüste in Richtung der Regimegegner in seinem Land und in der Welt, könnte die Türkei bald aus allen Bündnissen und Beistandsallianzen ausscheiden. Einzig die geopolitische Stellung der Türkei zwischen Ägäis und Schwarzem Meer hindert den Westen noch, den finalen Schlussstrich zu ziehen.