Es ist gerade einmal ein Jahr vergangen, seitdem die ÖVP-nahe Schülervertretungsorganisation “Schülerunion” aufgrund einer Punkteliste für Sex mit Vorstandsmitgliedern und Schulsprechern in Kritik gestanden ist. Rechtlich ist dies damals logischerweise folgenlos geblieben. Bei der aktuellen Entgleisung könnte sich dies allerdings ändern.
Das zerrüttete Saubermann-Image der Schülerunion
Sie präsentiert sich selbst gerne als aufgeschlossen, modern und dynamisch. Punkten in der Kommunikation mit eloquenten und aussagekräftigen Werbesprüchen, die bei ihrer Zielgruppe, nämlich den Schulsprechern, gut ankommen. All dies ist ebenso Bestandteil ihres Marketing-Programmes wie die Organisation von Seminaren und Klausuren. Kostenlos für die Teilnehmer, aber trotzdem nicht umsonst, wie die jüngsten Aussagen von Aussteigern des oberösterreichischen Schülerunion-Ablegers “Union Höherer Schüler” vermuten lassen.
Gequält, entwürdigt und der Freiheit entzogen
Angeblich sind Teilnehmer genau bei diesen, durch Steuergelder finanzierten Veranstaltungen stundenlang in einem Raum festgehalten, gedemütigt, angeschrien und gequält worden. Und das durch Funktionäre eines Vereines, der personell sowie inhaltlich eine Nähe zur Jungen Volkspartei aufweist. Das berichten Aussteiger gegenüber dem Standard, die aus Angst vor Repressalien namentlich nicht genannt werden möchten.
Als wären all diese genannten Vorwürfe nicht schon als solche schlimm genug, sollen die Schüler ungefragt parteipolitisch gedrillt worden sein. Wie dies mit einer neutralen und sachlichen Schülervertretungsarbeit kombinierbar sein soll, bleibt ein Rätsel. Die moralisch-vertretbare Ebene jedenfalls wurde, sollten sich die Beschuldigungen bewahrheiten, schon lange überschritten. Es gilt die Unschuldsvermutung.