Die Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) haben “in eigener Sache” bekannt gegeben, dass sie sich von einer Karikatur, die Tags zuvor im Medium erschienen war, distanzieren. Die Zeichnung, die unzensuriert aus Urheberrechtsgründe nicht veröffentlicht, zeigte einen Kammerjäger (anscheinend Oberösterreichs ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer), der gegen als Ungeziefer dargestellte Identitäre vorgeht, heißt es. Die “redaktionellen Sicherheitsmaßnahmen” hätten versagt, man habe ein “klärendes Gespräch” mit dem Karikaturisten geführt, entschuldigt sich die Chefredaktion.
Aufschrei gegen Braunauer FPÖ-Vizebürgermeister
Zur Erinnerung: Der Braunauer FPÖ-Vizebürgermeister erlebte anlässlich des Bekanntwerdens seiner “Ratten-Gedichte” (Stadtratte mit Kanalisierungshintergrund, etc.) einen regelrechten medialen Aufschrei, einen “Shitstorm” im Internet, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und trat als Konsequenz von allen Funktionen zurück. Die ÖVP verlangte von der FPÖ umgehend eine entsprechende Distanzierung.
Von den Schwarzen ist aktuell bezüglich der OÖN aber nichts zu hören. Denn Ratten gelten auch als Ungeziefer. Ob die vom Kammerjäger eliminierten Schädlinge auch Ratten waren, lässt sich nicht erkennen – ist aber nicht auszuschließen. Für den Karikaturisten gibt es jedenfalls keine ernsthaften Konsequenzen. Anscheinend ist es ein Unterschied, welche politische Farbe die jeweiligen Ratten aufweisen.
Entgleisungen auch von Bruno Haberzettl
Übrigens: Vor wenigen Wochen gab es in der Sonntags-Ausgabe der Kronen Zeitung eine Entgleisung vom Zeichner Bruno Haberzettl. Es wurden, bildlich unschwer erkennbar, der damalige FPÖ-Obmann HC Strache und Ex-Klubchef Johann Gudenus als Ratten dargestellt. Unvergessen ist auch Haberzettls Entgleisung vom 4. Februar 2018. Damals stellte er Burschenschafter als Ratten dar. Man fragt sich, hat die Chefredaktion dem Zeichner nicht erklärt, was Karikatur darf und was nicht? Oder darf Karikatur alles, wenn es gegen die FPÖ, gegen Burschenschafter oder generell “gegen Rechts” geht?