Die älteste Schutzzone Wiens könnte bald ganz anders aussehen, wenn der Gemeinderat die Flächenwidmung beschließt.

23. Juni 2025 / 15:11 Uhr

Khleslplatz-Verbauung: Rot-Pinke Stadtregierung übergeht Bürgerinitative

Die geplante Verbauung rund um den Khleslplatz in Wien-Meidling sorgt weiter für Empörung: Die SPÖ-Neos-Stadtregierung drückt eine massive Flächenwidmung durch – und das, bevor die zugehörige Bürgerpetition überhaupt im Gemeinderat behandelt wurde. Die Meidlinger FPÖ kritisiert dieses Vorgehen scharf.

Schutzzone seit Jahrzehnten

Seit Jahrzehnten steht das historisch wertvolle Ensemble mit dem dörflichen Charakter rund um den Khleslplatz unter Schutz. 1973 ist das Zentrum des ehemaligen Vorortes Altmannsdorf zur Schutzzone erklärt worden und war damals gemeinsam mit dem Spittelberg in Wien-Neubau die erste derartige Ortsbild-Feststellung in Wien.

Flächenwidmung trotz Denkmalschutz

Im rot-pinken Rathaus scheint das allerdings keinen Wert mehr zu haben. Geplant war unter anderem ein fünfgeschossiger Schul-Neubau mit bis zu 16,5 Metern Höhe – direkt angrenzend an denkmalgeschützte Bauten. Gleichzeitig sollten benachbarte Grundstücke auf Bauklasse II (das bedeutet eine maximale Gebäudehöhe von zwölf Metern) angehoben und somit für Nachverdichtung freigegeben werden. Bereits 2021 wurde von einer Immobilienfirma ein erster Umwidmungsantrag bei der MA 21 (Stadtteilplanung und Flächennutzung) eingereicht.

Leichte Verbesserung durch Antrag in der Meidlinger Bezirksvertretung

Bereits Ende März hatte die Bezirksvertretung Meidling – mit den Stimmen von SPÖ, Grünen, FPÖ und NEOS – in einer Stellungnahme an den Planungsausschuss eine maximale Gebäudehöhe von 9 Metern gefordert und sich damit explizit gegen die ursprünglich vorgesehene Bauklasse II ausgesprochen. Der Planungsausschuss griff zumindest diese Forderung am 18. Juni 2025 auf und reduzierte die Bauhöhe entsprechend.

Widerstand aus der Bevölkerung

Gegen diese Pläne regt sich breiter Widerstand. Die Bürgerinitiative „Rettet den Khleslplatz“ konnte binnen kürzester Zeit unzählige Unterschriften sammeln (unzensuriert berichtete). Konkret fordern die Initiatoren:

  • Keine Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans im gesamten Bereich der Schutzzone Khleslplatz, um dessen historisches und kulturelles Erbe zu bewahren.
  • Klare Absage an jede schrittweise Aufweichung von Schutzbestimmungen, die zugunsten wirtschaftlicher Interessen vorgenommen werden könnten.

Die Stadtregierung zog es jedoch vor, den Flächenwidmungsplan schon vorher zur Abstimmung zu bringen. Bereits am Mittwoch soll die Flächenwidmung im Gemeinderat beschlossen werden, die Initiatoren der Petition wurden davor nicht gehört.

Stadtregierung ignoriert Bürgerbeteiligung

Für FPÖ-Bezirksobfrau Petra Steger ein klares Zeichen politischen Versagens: Wenn die SPÖ-Neos-Rathaus-Koalition einen Flächenwidmungsplan durchpeitsche, bevor die dazu eingebrachte Petition überhaupt behandelt wurde, sei das ein “Schlag ins Gesicht aller engagierten Bürger”, betonte Steger, die auch EU-Abgeordnete ist. Dieses Vorgehen zeige für sie ein “erschreckendes Demokratie-Defizit und ein völliges Desinteresse an echter Bürgerbeteiligung”.

FPÖ fordert Schutz für Khleslplatz

Alexander Pawkowicz, Stegers Stellvertreter in der Meidlinger FPÖ und Bezirksvorsteher-Stellvertreter, erinnerte in einer Stellungnahme zur Petition daran, dass sich auch die Bezirksvertretung für den Erhalt der Schutzzone ausgesprochen hatte. Zudem hatte die Bezirksvertretung verlangt, dass die höchste Widmung im gesamten Plangebiet maximal neun Meter Bauhöhe betragen dürfe.

Protest im Rathaus angekündigt

Die Initiatoren von „Rettet den Khleslplatz“ wollen bei der Abstimmung im Gemeinderat jedenfalls anwesend sein, um ihren Protest auszudrücken. Die Petition kann weiterhin hier unterschrieben werden.

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