Am Vorabend zum 75. Geburtstag von Jörg Haider wurde gestern, Samstag, im Rahmen des ersten Jörg-Haider-Symposiums ein neues Buch veröffentlicht – mit bis dato unveröffentlichten Tagebucheinträgen aus der Zeit der Regierungsbildung 2000.
Erstes Jörg-Haider-Symposium
Es war ein spannendes Programm, das die Veranstalter im Schloss Albeck in Kärnten auf die Beine gestellt hatten und das zum Teil auch vom Fernsehsender Oe24 übertragen wurde. Weggefährten von Jörg Haider wie Peter Westenthaler oder Peter Sichrovsky diskutierten mit dem Wissenschaftler Bernhard Heinzlmaier zum Beispiel über das Thema, was man in der heutigen Zeit eigentlich alles sagen dürfe und welche Auswirkungen das dann habe.
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Mehr InformationenVisionär und politischer Rebell
Höhepunkt der Veranstaltung war aber die Buchpräsentation des Stocker-Verlags: „Jörg Haider – Visionär und politischer Rebell: Spuren eines Systembrechers“ heißt das Werk, das den Ausnahmepolitiker und Medienstar seiner Zeit beschreibt und erstmals Einblicke in das bisher unveröffentlichte Tagebuch des früheren FPÖ-Chefs gibt.
Beim Mittagessen von EU-Sanktionen erfahren
Haider schrieb in diesem Tagebuch aus der Zeit der Regierungsbildung 2000 zum Beispiel, wie ihm beim Mittagessen mit dem damaligen ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel ein Telefonat des portugiesischen Außenministers über geplante Sanktionen der EU-Länder ereilt hatte. Schüssel habe versucht, zu beruhigen, sagte nur:
Die EU hat offenbar den roten Kohorten gehorcht.
“Am Jägerball haben mir alle auf die Schulter geklopft”
Haider bekommt nach Bekanntwerden der EU-Sanktionen gegen Österreich viel Rückhalt in der Bevölkerung zu spüren, er schrieb:
Ich merke am Abend am Jägerball in Wien die Wut der Bürger auf die ausländische Einmischung. Überall klopft man mir auf die Schulter und ermuntert mich, nicht aufzugeben. Eine französische Studentengruppe am Jägerball entschuldigt sich für ihren Präsidenten.

Haider wollte Regierungsmitglieder nicht zu Marionetten machen
Am 17. Februar 2000 beschreibt Jörg Haider die Diskussion über seinen Rücktritt als Bundesparteiobmann in einem italienischen Lokal. Wörtlich meinte er damals:
Ich darf nicht die Regierungsmitglieder zu Marionetten werden lassen und auch nicht für alles verantwortlich gemacht werden, obwohl ich nicht direkt dabei bin. Eine schwere Entscheidung. Nur, es muss sein.
Am 28. Februar 2000 trat Haider als FPÖ-Chef ab. Seine Funktion übernahm Susanne Riess-Passer. Die Worte, die Haider beim Parteitag an seine Nachfolgerin richtete, gingen in die Geschichtsbücher ein:
Susanne, geh voran!
Klestil hatte panische Angst vor dem Ausland
Amüsant sind die Zeilen, die er dem damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil widmet, der sich an der Ministerliste stieß (gegen Thomas Prinzhorn und Hilmar Kabas). Haider schrieb, dass Klestil panische Angst vor dem Ausland gehabt und immer wieder gefragt habe, ob die Minister Fachleute und weniger Funktionäre der FPÖ wären. Zitat aus dem Tagebuch:
Wir beruhigen ihn. Dann geht es um eine Anti-Rassismus-Erklärung der europäischen Parteien. Wir sollten sie unterschreiben. Kein Problem. Wir sagen ihm, dass er endlich etwas Positives zur neuen Regierung sagen soll oder sie nicht angeloben soll. Er laviert, faselt etwas von Spielraum, den er für das Ausland brauche.
Am Ende hat Haider etwas Historisches geschafft und die Freiheitlichen in eine Bundesregierung gebracht. „Es ist geschafft“, schrieb er. „Nur Prinzhorn ist rasend wegen seiner Ausbootung als Minister“.