Karl Nehammer hatte als damaliger Innenminister schriftlich deponiert, zurückzutreten, wenn Sebastian Kurz nicht mehr Kanzler sei. Er brach sein Versprechen. Seine vermeintliche Nibelungen-Treue schützte ihn nicht vor Kritik seines einstigen Protegés.
“Moralisch erhaben gegenüber anderen”
Bei Krone TV wurde Kurz gefragt, ob er FPÖ-Chef Herbert Kickl als „rechtsextrem“ bezeichnen würde, wie es ÖVP-Kanzler Nehammer getan habe. Kurz forderte daraufhin mehr Respekt vor unterschiedlichen Meinungen ein, denn es gebe keinen ordentlichen Diskurs mehr. Ohne den Namen „Nehammer“ in den Mund zu nehmen, mahnte Kurz ein, nicht immer so „moralisch erhaben“ gegenüber anderen zu sein.
“Wenn Kickl Kanzler wird, ist das Demokratie”
Auf die Frage, ob es ein Schock für ihn sei, dass jetzt womöglich jener Mann, der von ihm als Innenminister entlassen worden war, nämlich Kickl, Volkskanzler werden könnte, antwortete Kurz:
Nein, das ist Demokratie.
Demokratie würde bedeuten, so Kurz, dass sich die Menschen aussuchen könnten, wer sie regiert. Und es könne nicht so sein, dass man von Demokratie spreche, wenn man bei einer Wahl vorne sei, „und wenn was anderes herauskommt, was man nicht will, ist es Populismus“.
Stolz auf Zusammenarbeit mit der FPÖ
Kurz lobte zudem ausdrücklich die „erfolgreiche“ Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen. Er sei sogar stolz darauf, man habe damals etwas weitergebracht, keine Schulden gemacht, einen ordentlichen Haushalt gehabt – „und ich fand unsere Linie in der Migration richtig“.
Wahlwerbung für Herbert Kickl
Als Kurz im Krone TV-Gespräch dann auch noch die freiheitliche Linie im Ukraine-Konflikt bestätigte („es braucht eine Lösung am Verhandlungstisch, um das gegenseitige Töten zu beenden“), wurde das Interview mit dem Ex-Kanzler schon fast eine Wahlempfehlung für Kickl. Von einer Seite, die man nicht für möglich gehalten hätte.