Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig gab gestern, Montag, überraschend bekannt, dass er sich aus den SPÖ-Bundesgremien zurückzieht. Damit stürzt er die Roten erneut ins Chaos.
Die Schlagzeilen hatten es in sich: „Gefahr für Andreas Babler: Michael Ludwig macht jetzt auf Hans Peter Doskozil“ (Die Presse), „Ludwig lässt Babler hängen“ (Der Standard). Auch der in den Medien hofierte „Einsager“ der Partei, Rudi Fußi, kritisierte diese Entscheidung. In der Puls24-Sendung „Wild umstritten“ verstand Fußi die Welt nicht mehr – „zuerst unterstützt Ludwig Babler gegen Doskozil, dann zieht er sich zurück“.
Kleingarten-Affäre als Zankapfel
Anscheinend hat die Kleingarten-Affäre um den Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) und dem Ottakringer Bezirksvorsteher Franz Prokop (SPÖ) – unzensuriert berichtete – für einen größeren parteiinternen Konflikt gesorgt, als nach außen gedrungen ist. SPÖ-Chef Babler wollte hart durchgreifen, kündigte im Falle eines Vergehens Konsequenzen an, während die Wiener SPÖ die Untersuchung in dieser Causa mit den Worten, „Alles in Ordnung“, zu den Akten gelegt hat. Die Einmischung des SPÖ-Vorsitzenden aus Traiskirchen in die Wiener Angelegenheit, wo man solche Dinge gerne aussitzt und unter den Teppich kehrt, passte der SPÖ-Landespartei überhaupt nicht.
SPÖ bei Umfrage im Minus
Dazu noch die Umfrage von Sonntag, wonach die SPÖ in Wien mehr als sechs Prozentpunkte verlieren und die FPÖ schon auf 23 Prozent kommen würde. Dass Michael Ludwig, als er für Andreas Babler als SPÖ-Chef votierte, auf das falsche Pferd gesetzt hat, dürfte ihm spätestens nach der aktuellen Umfrage bewusst geworden sein.
Ludwig folgt Weg von Doskozil
Der Rückzug von Michael Ludwig aus den Bundesgremien der SPÖ dürfte wohl ein Mix aus beiden sein, der Kleingarten-Affären und der schlechten Performance von Andreas Babler. In der SPÖ zeigt man sich tief enttäuscht: Mit dem Fernbleiben bei den Sitzungen der Bundesgremien folgt Ludwig genau dem Weg von Hans Peter Doskozil unter der damaligen Parteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner. Ludwig hatte dies seinerzeit heftig kritisiert. Heute macht er das auch.