Nach dem GECKO-Aus überschlagen sich die Medien mit Mitleidsbekundungen für die Mitglieder der Kommission zur gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination – und geben mitunter der Wissenschaftsfeindlichkeit in Österreich die Schuld am vorzeitigen Ende des Gremiums. Dabei hatte ja selbst der Virologe Andreas Bergthaler, der Mitglied der Kommission ist, auf “Twitter” eingestanden, dass der Arbeitsaufrag bis Juni ohnehin “unklar” gewesen sei.
ÖVP-FPÖ-Koalition in NÖ brachte Fass zum Überlaufen
Österreich sei kein guter Boden für Wissenschaft, Skepsis und Desinteresse würden Hand in Hand marschieren, schreibt heute, Mittwoch, die Kronen Zeitung. Das klingt, als würde man jetzt die Bevölkerung dafür verantwortlich machen, dass die Forscher frühzeitig das Handtuch werfen und die GECKO statt mit Ende Juni schon Ende März auflösen. „Dynamisiert“ sei die Selbstauflösung aber auch durch Aussagen von ÖVP-Kanzler Karl Nehammer zu Klimapolitik und Expertenhörigkeit worden – und natürlich: Das Forscher-Fass zum Überlaufen hätte die neue niederösterreichische Koalition zwischen ÖVP und FPÖ gebracht, die – oh Schreck, oh Graus! – die durch überzogene Corona-Maßnahmen verursachten Schäden in Millionenhöhe zurückzahlen wolle.
“Gustostückerl” der GECKO
Selbstkritik der Wissenschaftler? Fehlanzeige! Wie berichtet, hatte sich die GECKO in ihrer seit Dezember 2021 bestehenden Amtszeit einige „Gustostückerl“ geleistet, so hatte man etwa den Vorschlag gemacht, die November-Geburtstage im September zu feiern.
Eigene Position permanent hinterfragen
Den Kern des Problems, warum das Wort „Experte“ in Österreich seit der „Pandemie“ übel beleumundet ist, sprechen weder die Medien, noch die Wissenschaftler des GECKO-Gremiums an. FPÖ-Chef Herbert Kickl hatte es in einer Aussendung auf den Punkt gebracht:
Eine seriöse wissenschaftliche Vorgangsweise hätte bedeutet, die eigene Position permanent zu hinterfragen und sich Kritikern in einem offenen Diskurs zu stellen.
Wissenschaftler mit anderer Meinung medial “hingerichtet“
Das hat die GECKO-Kommission augenscheinlich nicht gemacht – und das muss sie sich, wie auch die schwarz-grüne Bundesregierung, vorwerfen lassen. Internationale Wissenschaftler, die eine andere Meinung zu den Corona-Maßnahmen hatten, wurden vornehmlich von den Medien (mit Ausnahme von ServusTV) als „Covidioten“ und „Schwurbler“ diffamiert. Man denke da nur an die mediale “Hinrichtung” des anerkannten Mediziners und Mikrobiologen Sucharit Bhakdi, der sehr schnell die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen gefordert hatte und dafür sogar Sperren in sozialen Medien in Kauf nehmen musste.
Von Kurz als “falscher Experte” diffamiert
Ein anderes Beispiel ist der Grazer Public Health-Experte Martin Sprenger, der als Berater des damaligen grünen Gesundheitsministers Rudolf Anschober fungierte und die “Taskforce” der Regierung verließ, nachdem er Maßnahmen wie das Schließen von Parks und Wandergebieten während der „Pandemie“ nicht nachvollziehen konnte. Sprenger musste sich in der „ZIB2“ anhören, wie der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz sinngemäß meinte, er höre zum Glück nicht auf die falschen Experten, die ihn vom erfolgreichen Weg abbringen wollten. Am Ende dürfte Sprenger mit seinem wesentlich zurückhaltenderen Corona-Management doch nicht ein „falscher Experte“ gewesen sein. In der Kleinen Zeitung schrieb er in einem Kommentar:
Weniger Lockdowns, die Schulen nur sechs Wochen geschlossen, keine FFP2-Maskenpflicht, zehnmal weniger getestet, selbst die Impfquote ist niedriger. Am 1. April 2022 hat die Schweiz alle Maßnahmen beendet. Trotzdem gab es in der Schweiz deutlich weniger mit oder an Covid-19 Verstorbene und nur halb so viele Krankenhausfälle. Selbst die Übersterblichkeit war niedriger, ebenso der Vertrauensverlust in Regierung und Demokratie, und auch die wirtschaftlichen Einbußen waren nicht so massiv.
Wissenschaftler als Handlanger der Politik
Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, die ja nicht im Verdacht steht, FPÖ-nahe zu sein, argumentiert in der Kronen Zeitung dennoch ähnlich wie Herbert Kickl, der ja auch einen offenen Diskurs eingefordert hatte. Kromp-Kolb sagte:
Die Wissenschaft hat bei Corona freilich auch Fehleinschätzungen getroffen.
Kromp-Kolb pocht daher auf das Hören unterschiedlicher Meinungen. Man dürfe nicht nur den „eigenen Forschern“ vertrauen. Leider hätten sich Wissenschaftler oft auch als Handlanger der Politik hergegeben.