Im Streit um die Wiederansiedlung des Wolfs prallten in der Servus TV-Sendung „Talk im Hangar-7“ Theorie und Praxis aufeinander.
Im Blutrausch 30 Schafe getötet und verletzt
Der Wolf steht unter strengem Schutz, wird aber zunehmend zum Problem für die Landwirtschaft. Auf den Weideflächen in den Alpen sind Schafherden dem Raubtier schutzlos ausgeliefert. Mehr als 600 Nutztiere sind ihm heuer bereits zum Opfer gefallen. Zuletzt am Mittwoch in Dellach im Bezirk Hermagor in Kärnten, wo ein Wolf in einer Art Blutrausch gleich 30 Schafe getötet oder verletzt hat.
Aussage von Wissenschaftler bringt Bauer auf die Palme
Angesichts dieses „Wolfs-Terrors“ waren die Wildbiologin und Jägerin Christine Miller, der Unternehmer und Naturfreund Peter Schröcksnadel, der vor falsch verstandenem Artenschutz warnte, und der Tiroler Schafbauer Hermann Hammerl über die Wortmeldung des Verhaltensforschers und Wolfsexperten Kurt Kotrschal ziemlich verwundert, wenn nicht sogar verärgert.
Kotrschal verteidigte die Ansiedelung des Wolfs mit so fadenscheinigen Aussagen, dass die Berglandwirtschaft nicht weiter so arbeiten könne wie die vergangenen hundert Jahre, und er warf philosophische Floskeln in die Diskussion wie „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Seine Betrachtung, dass schließlich der Landwirt für den Herdenschutz verantwortlich sei, brachte vor allem den Schafbauern Hammerl auf die Palme. Er meinte:
Die urbanen Theoretiker und Experten, die reden immer nur g’scheit aus der Entfernung, aber wir stehen an der Front, wir müssen arbeiten.
Projekt mit Hunden gestoppt
Wirklich Gescheites aus der Praxis hörten die Zuseher vom Schafbauern, der dem Verhaltensforscher Kotrschal die Möglichkeiten des Herdenschutzes, die allesamt gescheitert sind, vor Augen führte. Er habe sich seit zehn Jahren mit dem Herdenschutz beschäftigt, also damit, die Tiere vor dem Wolf zu schützen. Vor acht Jahren habe es ein Projekt in Kals gegeben, bei dem Hunde den Schutz übernommen hätten. Die Hunde wären aber zu aggressiv gegen Touristen gewesen, weshalb man dieses Projekt wieder stoppte.
Zaun und Nachtpferch scheiden aus
Es gäbe drei Möglichkeiten des Herdenschutzes: Hunde, Zaun und Nachtpferch. Hammerl sagte, er bräuchte einen 15 Kilometer langen elektrischen Zaun, betrieben mit Batterien. In diesem Zaun würden sich Gemsen oder Steinböcke verfangen. Nachtpferch, also die Tiere in der Nacht in einen geschützten Bereich zu bringen, scheide ebenfalls aus, weil sich, wenn die drei- bis vierhundert Schafe eng zusammengepfercht werden, Krankheiten ausbreiten würden. Außerdem: Das Schaf würde in der Abend- und Morgendämmerung fressen. Genau in diesen beiden wichtigen Fresszeiten des Schafs würden sie in den Nachtpferch zusammengetrieben.
Forschungsprojekt des Landes Tirol scheiterte
In Tirol habe es ein solches Forschungsprojekt mit dem Nachtpferch bereits gegeben, berichtete Hammerl. Die Schafe seien vorher und nachher abgewogen worden. Nachher hätten sie weniger Gewicht gehabt als vor dem Auftrieb auf die Alm. Normalerweise, so der Landwirt, kämen die Schafe „kugelrund“ wieder zurück.
Er, Hammerl, könne das Wort „Herdenschutz“ überhaupt nicht mehr hören. Wörtlich sagte er:
Es ist eine Frechheit, uns zu sagen, wir sollen Herdenschutz machen. Das geht nicht, das ist nicht möglich.
In Kärnten greifen Hüttenwirte zur Selbstjustiz
Wie berichtet, greifen im Kärntner Mölltal Jäger und Landwirte zur Selbstjustiz. Eine Hüttenwirtin sagte gegenüber unzensuriert ganz offen:
Wenn mehr Wölfe kommen, muss ich mehr Patronen kaufen.