Die Südtirolerin Hermine Orian aus Schenna bei Meran feierte gestern, Samstag, ihren 103. Geburtstag. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn bis heute verweigert ihr Österreichs Politik die Staatsbürgerschaft.
In der Republik Deutsch-Österreich geboren
Hermine Orian wurde am 23. April 1919 noch in der Republik Deutsch-Österreich geboren, also bevor Südtirol durch den „Diktatfrieden“ von Saint-Germain-en-Laye (unterzeichnet am 10. September 1919, in Kraft seit 16. Juli 1920) an Italien abgetreten werden musste.
Gefährlicher Einsatz für Tirol
Bereits als 13-jähriges Mädchen war sie als sogenannte Katakomben-Lehrerin bis Kriegsende tätig. Diese Tätigkeit des Deutschunterrichts für Südtiroler war unter dem italienischen Faschismus strengstens verboten und war mit hohen Strafen bedroht.
Für ihr Wirken erhielt Hermine Orian in den 1960er Jahren einen Verdienstorden des Landes Tirol und zahlreiche andere Ehrungen.
Politik verweigert Staatsbürgerschaft
Seit mehr als zehn Jahren bemüht sich Frau Orian um die österreichische Staatsbürgerschaft. Seit November 2021 ist der Andreas-Hofer-Bund für Tirol (AHBT) in der Sache tätig. Gegenwärtig laufen Verfahren über die Staatsbürgerschaftsanerkennung bei der Wiener Magistratsabteilung 35 (MA 35) und über das Innenministerium (Abteilung V/2). AHTB-Obmann Alois Wechselberger fasst gegenüber unzensuriert seine Erlebnisse in seinem Bemühen zusammen, Orians sehnlichsten Wunsch, die österreichische Staatsbürgerschaft wieder zu bekommen, zu erfüllen:
Der zuständige Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) verweigert jede Stellungnahme. Ähnlich verhalten sich Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg. Bundespräsident Alexander Van der Bellen gibt vor, aus verfassungsrechtlichen Gründen in der Sache nicht tätig werden zu können.
Zeit läuft davon
Ein Rechtsmittel gegen einen negativen Bescheid der MA 35 (Feststellung der österreichischen Staatsbürgerschaft) wird gerade vorbereitet. Gegenüber dem Innenministerium wird (in derartigen Causen unüblich) seit Monaten gleichzeitig versucht, die österreichische Staatsbürgerschaft nach § 10 Abs. 6 (besondere Verdienste) zu erwirken. Innenminister Karner würde blockieren, so Wechselberger, zuständige Beamte würden auf das laufende Verfahren bei der MA 35 verweisen.
Der Uroma, die sich vor dem Sterben ihre österreichische Staatsbürgerschaft zurückwünscht, droht die Zeit davonzulaufen.