Marine Le Pen

Die rechtskonservative Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen tritt bereits zum zweiten Mal gegen den Amtsinhaber an.

11. April 2022 / 19:22 Uhr

Stichwahl in zwei Wochen: Endergebnis wird für Le Pen besser ausfallen als 2017

Die Stichwahl für das französische Präsidentenamt wird am 24. April zwischen dem amtierenden Präsident Emmanuel Macron und seiner aussichtsreichsten Herausforderin Marine Le Pen über die Bühne gehen.
Im ersten Wahlgang gestern, Sonntag, lag Macron mit 27,6 Prozent in Führung, gefolgt von Le Pen mit 23,41 Prozent. Beide verbesserten ihre Ergebnisse von 2017, als ebenfalls diese beiden Kandidaten im ersten Wahlgang gewannen.
Deja-vu zu 2017
Le Pen konnte sich erneut gegen den linken Konkurrenten Jean-Luc Melenchon die Stichwahl sichern, der auf 21,95 Prozent der Stimmen kam.
Trotz verbesserter Ergebnisse zu 2017 zeigen die Zahlen bei den drei Erstplatzierten wenig Bewegung: Macron gewann 3,6 Prozent dazu, Le Pen 2,1 Prozent, und auch Melenchon steigerte sich um gut zwei Prozent. Allerdings sind noch die Stimmen von Eric Zemmour einzurechnen, die es 2017 nicht gab.
Heimatliebende Franzosen und Einwanderer
Zemmour hatte einen französisch-nationalen Wahlkampf geführt, wobei er grundsätzliche Fragen in die Diskussion einbrachte, weniger tagesaktuelle. Damit konnte er zwar nur 7,1 Prozent der Franzosen begeistern, was gerade deshalb als großer Erfolg gilt. Es wird angenommen, dass seine grundsätzlichen Fragen, ob Einwanderung akzeptiert werden oder rückgängig gemacht werden müsse, noch lange nachwirken werden.
Anders Melenchon. Seine Hochburgen sind genau dort, wo auch die meisten Einwanderer leben. Er trug in Marseille, Lille und den Vororten von Paris und Lyon den Sieg davon. Nota bene: Die Linke ist die Partei der Ausländer, der Interessen der Eingewanderten, die vom europäischen Sozialsystem leben wollen – auch in Frankreich.
Traditionelle Lager hinweggefegt
Bemerkenswert ist außerdem, dass die beiden traditionellen Lager der Bürgerlichen und der Sozialisten dezimiert sind. Das gilt vor allem für die Bürgerlichen, denn die Sozialisten wurden von Macron bereits vor fünf Jahren kassiert, stammt er doch selbst von dort. Nun sind auch die Bürgerlichen marginalisiert.
Kein einheitliches Bild
Ein Vergleich der Departements-Karten mit 2017 zeigt, dass alle Departements, wo damals im ersten Wahlgang der bürgerliche Kandidat gewann (es waren nur vier), dieses Mal an Macron gingen. Dafür verlor Macron die Ausländer-Wohngebiete an Melenchon.
Le Pen konnte die 2017 gewonnenen Departements festigen. Sie ist dort stärker geworden. Allerdings hat sie auch einige verloren, ausnahmslos an Macron (in der Picardie, erstaunlicherweise auch das Elsaß, das bisher konservativ, dann Le Pen gewählt hatte). Im Süden gelang es Le Pen, Melenchon ein Departement abzunehmen, insgesamt konnte sie etliche hinzugewinnen. Erstmals konnte Le Pen auch ein Überseegebiet gewinnen. Dort konnte Melenchon zwei Departements Macron abnehmen, während Macron zwei Departements gewann, die 2017 der bürgerliche Kandidat gewonnen hatte.
Mobilisierung gefragt
Nun entscheidet alles, wer für die Stichwahl besser zu mobilisieren versteht. Die Vertreter des Status quo oder die Verfechter der Veränderung. Dazu ist die ewig empörte Linke ins Kalkül zu nehmen, die blindwütig sich die Verhinderung Le Pens auf die Fahne schreiben könnte und von der EU bereits den Auftrag dazu erhält: Luxemburgs sozialistischer Außenminister Jean Asselborn sieht jetzt schon bei der Wahl Le Pens die „Werte der EU“ gefährdet.
Will Le Pen dieses Mal den Sieg davontragen, benötigt sie Stimmen von Melenchon. Der hat aber unmittelbar nach Bekanntwerden der Ergebnisse seine Anhänger bereits aufgerufen, „keine einzige Stimme für Le Pen“ zu geben.
„Alle gegen eine“
Zählt man die Stimmempfehlungen der unterlegenen Kandidaten zusammen, spiegelt sich darin genau das Endergebnis der Stichwahl 2017 wider. Ein Drittel für die rechtskonservative Le Pen, zwei Drittel für den Vertreter der internationalen Eliten, Macron.
Dennoch ist die Ausgangslage für Le Pen günstiger als 2017. Das Endergebnis wird besser ausfallen. Und es drängen sich Parallelen zur Bundespräsidentenwahl in Österreich auf, als „alle gegen einen“ ausgerufen und ein Bundespräsident gewählt wurde, der die Interessen der Konzerne, Mainstream-Medien und Oligarchen nicht in Frage stellt.

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