Die Hauptstadt der serbischen Wojwodina, Neusatz, ist heuer eine der drei Kulturhauptstädte der Europäischen Union. Dies kann auch Österreicher mit Stolz erfüllen, denn die Stadt ist geprägt von der Geschichte des Habsburgerreiches.
Stadt maßgeblich von Habsburgern geprägt
Die Stadt hat viele Namen in unterschiedlichen Sprachen – Neusatz auf Deutsch, Novi Sad auf Serbisch, Újvidék auf Ungarisch. Ebenso ist die Geschichte der Stadt von unterschiedlichen Völkern geprägt. Die Hauptstadt der heute zu Serbien gehörenden autonomen Provinz Wojwodina war über viele Jahrhunderte ein Ort des Zusammenlebens von Serben, Deutschen und Ungarn.
Wichtige Stadt an Militärgrenze
Dabei gehörte die Stadt an der Donau rund 1.000 Jahre lang zum Königreich Ungarn. Hier war sie eine der wichtigsten Städte der „Südregion“ (Ungarisch: Délvidék), da sie lange nahe der Militärgrenze zum Osmanischen Reich lag. Die Habsburger bauten daher auf der gegenüberliegenden Donauseite die gewaltige Festung Peterwardein, eine der größten Festungsanlagen entlang der Donau. Hier schlug Prinz Eugen von Savoyen 1716 in den Türkenkriegen mit 80.000 Soldaten unterlegen ein 150.000 Mann starkes osmanisches Heer vernichtend.
Einst serbische Stadt wandelte sich
Die Demographie der Stadt spiegelte ebenfalls die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse wider. Während die Stadt bei der ersten Volkszählung 1720 (kurz nach dem Sieg über die Türken) fast ausschließlich serbisch bewohnt war, setzten sich die inzwischen 33.000 Einwohner bei der letzten Volkszählung der Monarchie 1920 folgendermaßen zusammen: 35 Prozent Serben, 33 Prozent Ungarn, 18 Prozent Deutsche und sieben Prozent Juden. Heute, über 100 Jahre später, sieht es freilich anders aus: Aktuell leben laut offizieller serbischer Volkszählung fast 270.000 Menschen in der Stadt, wovon 79 Prozent Serben sind. Die Ungarn machen nur noch vier Prozent aus. Die Deutschen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg fast ganz vertrieben oder ermordet.
Massiver deutscher Einfluss auf Kultur
Dennoch ist die Auszeichnung als Kulturhauptstadt auch auf die frühere deutsche Bevölkerung und das Habsburger Herrscherhaus, die lange den König von Ungarn stellten, zurückzuführen. Zahlreiche kulturelle Errungenschaften stammen aus der Zeit der Monarchie: So wurde die Institution für Serbische Kunst und Wissenschaft 1864 aus Budapest hierher verlegt oder 1861 das Serbische Nationaltheater hier eröffnet.
Die direkt neben Neusatz gelegene gewaltige Habsburger-Festung Peterwardein ist heute Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Das architektonische Erbe der Innenstadt ist größtenteils zur Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert im Königreich Ungarn entstanden, zahlreiche deutschstämmige Architekten und Baumeister aus dem Habsburgerreich waren beteiligt. Somit ist auch in Österreich die Auszeichnung von Neusatz ein Grund, stolz auf das eigene Erbe zu sein!