Anfang Dezember wurde die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem traditionellen Großen Zapfenstreich von der Bundeswehr verabschiedet. Wer damit geehrt wird, kann selbst bestimmen, welche Stücke anlässlich seines Abschieds gespielt werden.
Drei Liedwünsche
Und davon machte natürlich auch Merkel Gebrauch. So wünschte sich die Pfarrerstochter das Lied „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef und das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich“. Außerdem wünschte sie sich das Lied „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen, das sie als ein „Highlight“ ihrer Jugend bezeichnete. Selbst die Sängerin zeigte sich „erstaunt“ über diesen Liedwunsch.
„Nun glaubt uns kein Mensch, wie schön es war“
Doch wenn man sich den Text des Liedes genau ansieht, könnte man den Liedwunsch auch politisch interpretieren.
Denn in dem Lied, dessen Text von Kurt Demmler stammt, jenem DDR-Staatsdichter mit Sonderprivilegien, der später wegen systematischem Kindesmissbrauchs verurteilt wurde und im Gefängnis Selbstmord beging, geht es um die Anklage an „Micha“, den Farbfilm vergessen zu haben, also Erinnerungsfotos vom Urlaub am Strand von Hiddensee nur in schwarz/weiß machen zu können. Die Anklage wird immer wieder wiederholt, „nun glaubt uns kein Mensch, wie schön es war“, denn „alles nur schwarz/weiß“.
Merkels Regierungszeit als Kette von Fehlentscheidungen
Das passt zu Merkels Regierungszeit: Von der Energiewende bis zum Euro-Rettungsschirm, von der Abschaffung der Wehrpflicht bis zur außenpolitischen Isolation durch Brüskierung von Regierungen im Ausland, von der grundgesetzwidrigen Grenzöffnung 2015 bis zur extrem spalterischen Corona-Politik – das und noch viel mehr ging in ihrer Regierungszeit schief.
Aber wie sich im Lied nicht Nina Hagen für die „schlechten“ Erinnerungsfotos verantwortlich sieht, verortet wohl auch Merkel nicht die Schuld bei sich, warum die Geschichte ihr Urteil fällen wird: 16 Jahre katastrophale Fehlentscheidungen. Dazu passend feiert das alte DDR-Lied jetzt eine Wiedergeburt.