Viele Jahrzehnte schwelte ein Konflikt zwischen Italien und Frankreich in Sachen Terrorismusbekämpfung. Der scheint nun ausgeräumt. Der letzte noch gesuchte italienische linksextremistische Terrorist, Maurizio Di Marzio, wurde im Zuge einer Anti-Terror-Razzia in Paris festgenommen.
Im April erst waren in Frankreich sieben ehemalige Mitglieder der italienischen Roten Brigaden in Haft genommen worden. Der Linksextremist Di Marzio hatte sich im April aber dem Zugriff der französischen Sicherheitskräfte noch entziehen können.
Italienisches Justizministerium möchte Auslieferung
Das italienische Justizministerium arbeitet jetzt an der Auslieferung Di Marzios und seiner linksextremen Ex-Genossen. Den Inhaftierten werden unter anderem zahlreiche Morde und Anschläge noch aus den 1970er und 1980er Jahre des 20. Jahrhunderts, wo die Roten Brigaden Italiens Innenpolitik in Atem hielten, zur Last gelegt.
Der jetzt 59-jährige Di Marzio soll sich laut italienischer Justiz und Polizei unter anderem im Jahre 1982 an einer gescheiterten Entführung des damaligen Vizepolizeichefs in Rom beteiligt gewesen sein.
Sozialistischer Staatspräsident Mitterrand gewährte Asyl
Zum Unverständnis der italienischen Regierung gewährte der damalige sozialistische Staatspräsident Frankreichs, Francois Mitterrand, im Jahre 1985 den offiziell „reumütigen Terroristen“ aus Italien politisches Asyl. Dies stieß nicht nur in Italien, sondern auch in anderen europäischen Staaten auf Unverständnis. Mitterrand qualifizierte die Ex-Terroristen als politische „Aktivisten“.
Die Begründung für seinen Schutz lautete damals, dass Italiens Justiz unter dem Einfluss von Sondergesetzen zur Terrorismusbekämpfung dieser „Aktivistengruppe“ keinen fairen Prozess garantieren könne.
140 linke Ex-Terroristen fanden in Frankreich Zuflucht
Europaweit bekannt wurde diese Politik als die sogenannte „Mitterrand-Doktrin“ in Sachen Terrorismus und politisches Asyl. Diese Art der Toleranz gegenüber Extremisten zog in jener Zeit etwa 140 linke Ex-Terroristen aus Italien an. Auch nach dem Abgang Mitterands aus dem Staatspräsidentenamt führte Frankreich unter bürgerlichen Präsidenten diese Politik fort.
So verzichtete 2008 der bürgerliche Staatspräsident Nicolas Sarkozy darauf, eine wegen Mordes verurteilte Ex-Terroristin nach Italien auszuliefern. Italien war bisher aber in anderen Staaten, etwa in Brasilien 2019 erfolgreich, als der linke Ex-Terrorist Cesare Battisti erfolgreich durch die Justizbehörden zurückgeholt werden konnte.