Dass „Lockdowns“ nicht mehr viel bringen, sagt nun auch ein Berater des Gesundheitsministers. Diese Maßnahme sei stumpf geworden. Der Experte plädiert in einem Interview mit der APA sogar für Öffnungsschritte.
Mitglied des Beraterstabs im Gesundheitsministerium
Bei dem Experten handelt es sich um den Innsbrucker Infektiologen und Direktor der Uni-Klinik für Innere Medizin, Günter Weiss. Der renommierte Mediziner gehört – und daher überraschen seine Aussagen – auch dem Beraterstab im Gesundheitsministerium an.
Wie seine Meinung mit der Ansicht des neuen Gesundheitsministers Wolfgang Mückstein (Grüne), der bei seiner Antritts-Pressekonferenz keinen Zweifel daran ließ, dass er ein uneingeschränkter Befürworter von „Lockdowns“ und Impfungen ist, zusammenpasst und wer sich da in Zukunft durchsetzen wird, könnte noch spannend werden.
Wirkung schon beim dritten “Lockdown” bescheiden
Weiss sagt ganz klar: Der „Lockdown“ habe zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr noch gut funktioniert, „weil damals in der Bevölkerung eine Schockstarre vorgeherrscht hat“. Aber schon beim dritten „Lockdown“ nach Weihnachten sei die Wirkung nur noch bescheiden gewesen. Weiss:
Da hat sich beim Infektionsgeschehen schon nicht mehr viel bewegt, sondern ist fast gleich geblieben.
Weiss auch gegen Massentests
Der Mediziner meint auch, dass die weitere Verlängerung des „Lockdowns“ in Wien und Niederösterreich nicht mehr viel bringen werde. Weiss warnte die Regierung schon im Dezember vor Corona-Massentests. Damals meinte er, dass eines der Hauptprobleme die „falsche Sicherheit“ sei. Aufgrund der geringen Empfindlichkeit des Tests finde man zudem nur einen Teil der Infizierten.
Einsperren der Menschen hat kaum Auswirkungen auf Virusgeschehen
Spät, aber doch kommen also immer mehr österreichische Spitzen-Mediziner zum Schluss, dass das Einsperren von Menschen nichts anderes bringt als gewaltige Kollateralschäden. Dabei hat der meistzitierte Gesundheits-Wissenschaftler der Welt, John Ioannidis von der Stanford Universität, schon früh bei einer Untersuchung von zehn Ländern herausgefunden, dass „Lockdowns“ kaum Auswirkungen auf das Virusgeschehen haben.
Lob für Sonderweg in Florida
Dass „Lockdowns“ eine stumpfe Waffe gegen das Coronavirus sind, zeigen die Sonderwege zum Beispiel der Staaten Schweden, Japan oder des US-Bundesstaates Florida. Zunächst heftig kritisiert, schaut die Bilanz im „Sunshine State“ nach einem Jahr viel besser aus als vergleichsweise in US-Bundesstaaten, die Einschränkungen machten.
Selbst der traditionell als Republikaner-kritisch geltende US-Sender CNN titelte jüngst:
Florida boomt, Governeur DeSantis’ Kurs ist von Erfolg gekrönt.
Acht Prozent weniger Todesfälle als im Rest des Landes
Die Arbeitslosigkeit in Florida liegt mit 4,8 Prozent deutlich unter dem US-Schnitt von neun Prozent, und auch der Blick auf die Infektionszahlen gibt dem Sonderweg recht: Trotz spärlicher Maßnahmen liegt Florida mit drei Prozent aktuell nur leicht über dem US-Durchschnitt. Noch besser sieht es laut Daten der Johns Hopkins Universität bei den Covid-assoziierten Todesfällen aus. Hier sind es bis dato rund acht Prozent weniger als im Rest des Landes.