Bereits im Frühjahr 2020 prophezeite der Bonner Virologe Hendrik Streeck, dass das Coronavirus wahrscheinlich zu keiner Übersterblichkeit in Deutschland führen werde. Nun ist das Jahr 2020 abgelaufen, und zahlreiche Medien berichteten über eine Übersterblichkeit. Wer hat nun recht?
Laut Statistischem Bundesamt starben, ausgehend von einer Bevölkerungszahl von 83,25 Millionen Menschen, im vergangenen Jahr 982.439 Personen. Das sind um 48.000 Verstorbene mehr als in den Jahren 2016 bis 2019. Also doch: Übersterblichkeit!
Falsche Schlüsse aus Rohdaten gezogen
Nein, stimmt nicht, sagt der Statistiker Göran Kauermann von der Ludwig-Maximilians-Universität in München in einem Interview mit der Welt. Demnach hätte Streeck recht. Er erklärt:
Sie müssen wissen, dass der Jahrgang 1940, also der heute 80-Jährigen, besonders geburtenstark war. Das wirkt sich natürlich auf die Sterbezahlen aus.
Deshalb starben knapp 41.000 Alte heuer mehr als im Durchschnitt der Jahre zuvor. Die „fehlenden“ 7.000 auf die 48.000 vermeintlichen Übersterblichen lägen „völlig im Rahmen von zufälligen Schwankungen.“
Untersterblichkeit bei jüngerer Altersgruppe
Erfreulich noch eine weitere Erkenntnis zur Sterblichkeit 2020: In der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen gab es eine Untersterblichkeit. Der Grund: Als Folge des “Lockdown” kamen weniger Menschen im Straßenverkehr ums Leben, üblicherweise die häufigste Todesursache in dieser Altersgruppe.
Diese Zahlen sind wohl weitgehend auch auf Österreich umrechenbar.