Mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis wurde das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen ausgezeichnet. Man wolle die Augen der Welt auf die Millionen Menschen lenken, die an Hunger leiden, so die Begründung des Komitees in Oslo.
Heiße Kartoffeln vermeintlich vermieden
Lange waren die in der Corona-Krise zwielichtig agierende Weltgesundheitsorganisation (WHO), die zudem mit dem bisher größten Finanzierer, den USA, in Konflikt steht, und das Liebkind des Establishments, die Umweltaktivistin Greta Thunberg aus Schweden, als Favoriten gehandelt worden, doch beide gingen leer aus.
Verliehen wurde der Nobelpreis am Freitag nämlich an das WFP. Es gilt als unumstritten, und deshalb sollte seine Auszeichnung keine großen politischen Beben auslösen. Im Gegenteil. Es werde ja für den guten Zweck, also für seine „Bemühungen im Kampf gegen Hunger, für seinen Beitrag zur Verbesserung der Bedingungen für Frieden in Konfliktgegenden ausgezeichnet“.
USA und Deutschland als Hauptfinanzierer
Aktuell versorgt das WFP 138 Millionen Menschen weltweit mit Essen und Geld, das zum größten Teil aus den USA stammt, nämlich zu 40 Prozent. Der zweitgrößte Geldgeber ist die Bundesrepublik Deutschland mit 890 Millionen Dollar, Österreich zahlte 2019 rund 4,8 Millionen Dollar an das WFP.
Frühere Kritik an Welternährungsprogramm
Die Würdigung des WFP wird gemeinhin bejubelt, von ORF bis Spiegel. Es ist schon einige Jahre her, da war der Spiegel deutlich kritischer. In dem Interview „Streicht diese Hilfe“ mit dem kenianischen Wirtschaftsexperten James Shikwati im Jahr 2005 konnte man noch lesen:
Wenn in einer bestimmten Region Kenias eine Dürre herrscht, schreien unsere korrupten Politiker reflexartig nach mehr Hilfe. Dieser Ruf ereilt das Welternährungsprogramm der UNO – also eine riesige Behörde von Apparatschiks, die in der absurden Situation sind, sich zwar dem Kampf gegen den Hunger verschrieben zu haben, aber alle arbeitslos wären, würden sie diesen Hunger tatsächlich beseitigen. Sie nehmen naturgemäß die Bitte nach mehr Hilfe allzu bereitwillig auf.
Der Spiegel fragte dann, ob die Menschen nicht verhungerten, wenn das Welternährungsprogramm nichts täte. Das glaube Shikwati nicht. Er beharrte darauf, dass „in kaum einem Land südlich der Sahara tatsächlich gehungert werden müsste“. Die Afrikaner bräuchten nur die Möglichkeit, ihre hergestellten Produkte selbst verkaufen zu können. Kämen aber „tausende Tonnen Mais nach Afrika“ kann die heimische Landwirtschaft niemals überleben.
Botschaft der Globalisten
Doch die Auszeichnung des WFP hat auch eine übergeordnete politische Dimension: Weltweit stehen sich heutzutage weniger Staaten gegenüber, sondern die Lager der Heimatverbundenen und Globalisten. Donald Trump, Wladimir Putin und Viktor Orban befinden sich im Lager der ersteren, die supranationalen Organisationen und das linksliberale Establishment im Lager der Globalisten. Mit dem Friedensnobelpreis für das WFP würde auch eine „subtilere Botschaft“ vermittelt, wie die Welt schreibt:
Die Werte und Pfeiler, auf denen die Organisation gegründet wurde, stehen schließlich im Gegensatz zum zuletzt aufstrebenden Nationalismus und Populismus in vielen Ländern.
Nun, subtil ist diese Botschaft kurz vor der Wahl des US-Präsidenten keineswegs. Klarer geht nicht mehr.