Ein Wiederaufbauprogramm für Beirut nach der Explosionskatastrophe vom 4. August hat der libanesische Staatspräsident Michel Aoun präsentiert. Insgesamt sollen 56 Millionen Euro investiert werden. Bei der unsachgemäßen Lagerung von 2.750 Tonnen Chemikalien im Beiruter Hafen war es zu einer Explosion gekommen, die 61.000 Wohnungen und 19.000 Geschäftslokale zerstörte.
Dabei kamen 190 Menschen ums Leben, 6.500 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt und rund 300.000 Menschen obdachlos.
Regierungsbehörden und Armee als Koordinatoren
Aufhorchen lässt die Ankündigung von Aoun, dass die Investitionen von Regierungsbehörden und der Armee koordiniert und kontrolliert werden sollen. Durch das verfassungsmäßige Proporzsystem in der libanesischen Politik ist aber davon auszugehen, dass die drei großen Religionsgemeinschaften, Christen, Sunniten und Schiiten, mit ihren Parteien, Milizen und Verbündeten in der Realität über die Vergabe der Wiederaufbaumittel entscheiden werden.
Kenner des libanesischen Systems gehen davon aus, dass wieder wesentliche Geldmittel in die Taschen der politischen Eliten und im Klientelsystem der Parteien und Religionsgemeinschaften versickern wird. Vor allem die schiitische Hisbollah-Miliz könnte dafür Sorge tragen, dass wesentliche Anteile der Gelder auch in ihre Organisation fließen.