Bereits zum vierten Mal versuchten Anwälte im Mordfall rund um die Journalistin Daphne Caruana Galizia den mutmaßlichen Drahtzieher Yorgen Fenchen aus der Untersuchungshaft zu bekommen. Ein entsprechender Antrag wurde von den Justizbehörden jedoch wieder abgelehnt.
Verflechtungen mit sozialistischer Arbeiterpartei
Fenech, einflussreicher Glücksspiel- und Tourismusunternehmer, war viele Jahre lang ein Günstling der sozialdemokratischen Arbeiterpartei auf der Inselrepublik Malta. Seit November 2019 sitzt er im Zusammenhang mit der Ermordung von Daphne Caruana Galizia in U-Haft und muss sich einem komplexen Mordermittlungsverfahren stellen.
Fenech wird vor allem wegen akuter Fluchtgefahr nicht freigelassen. Darüber hinaus könnte seine Freilassung auch die Ermittlungen insgesamt gefährden, da er als Manager zu den Geheimnisträgern rund um ein maltesisch-aserbaidschanisches Gastkraftwerkprojekt gehört.
Fenech stand von Beginn an im Visier der Ermittler
Fenech stand von Beginn an im Visier der Recherchen der investigativen Journalistin, die sich für Korruption, Machtmissbrauch und Bestechung im Spannungsfeld zwischen Regierungspolitik, Verwaltung und Wirtschaft auf Malta interessiert hatte. Fenech weist Beteiligung und Mitschuld am Mordkomplott vom Oktober 2017 heftig zurück.
Der Unternehmer lenkte seinerseits den Verdacht auf seinen persönlichen Freund und Weggefährten Keith Schembri. Dieser musste Ende November 2019 ebenfalls für kurze Zeit in Untersuchungshaft. Schrembri hatte die Funktion des Regierungs-Stabschefs unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Joseph Muscat inne. Laut Fenech soll Schembri die Fäden hinter der Ausschaltung von Galizia durch einen Bombenanschlag gezogen haben.
Ermittlungsverfahren gegen Fenech wird fortgesetzt
Dazu kommt ein laufendes Verfahren gegen drei unmittelbare Täter, die das Attentat auf das Privatfahrzeug der Journalistin vorbereitet und ausgeführt haben sollen. Am 6. Oktober soll das Ermittlungsverfahren mit Einvernahmen von Fenech und weiteren Zeugenbefragungen fortgeführt werden.
Dabei erhoffen sich die Ermittler nicht nur weitere Erkenntnisse zum Mord an Galizia, sondern auch zu den Hintergründen, die als Tatmotiv für dieses grausame Verbrechen gedient haben sollen. Auch Spuren nach Aserbaidschan und zu Briefkastenfirmen im Ausland werden dabei verfolgt.