Heftige Kritik löst eine mutmaßliche Intervention aus dem Bundeskanzleramt bzw. der ÖVP im Zusammenhang mit einem Interview von Bundeskanzler Sebastian Kurz beim Nachrichtensender Puls24 aus. Jetzt ist sogar die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ aktiv geworden.
ÖVP-Kanzler Kurz war im ursprünglichen Interview vom 21. Juli 2020 gegenüber der Journalistin Alexandra Wachter (Puls24) sehr ruppig und unhöflich vorgegangen, nachdem diese ihn mit einem wenig schmeichelhaften Zitat zu seinem Verhandlungsstil beim EU-Gipfel konfrontiert hatte:
Aber Sie haben ja ein eigenes Hirn (Zitat Kurz gegenüber Wachter)
Wurde Kurz-Passage nach Intervention aus Interview geschnitten?
Wie „Reporter ohne Grenzen“ betonen, wurde die für Bundeskanzler Kurz unvorteilhafte Passage aus dem ausgestrahlten Interview geschnitten, inzwischen aber nachträglich wieder online gestellt. Diese Vorgangsweise könnte Interventionen aus dem Bundeskanzlersamt bzw. der ÖVP vorausgegangen sein. Teile der Puls24-Redaktion sollen sich mit der zuerst erfolgten Entscheidung, die Passage herauszuschneiden, sehr unglücklich gezeigt haben.
Rubina Möhring, als Vertreterin von „Reporter ohne Grenzen“, kritisiert diese Vorkommnisse rund um ein Interview des ÖVP-Kanzlers bei Puls24 massiv:
Die Entscheidung darüber, welche Passagen eines Interviews veröffentlicht werden, muss immer allein bei der Redaktion liegen. Versuche aus der Politik, das zu beeinflussen, verurteilen wir auf das Schärfste. Medien sind nicht Transportvehikel der Politik, sondern müssen unabhängig agieren.
Das ist nicht nur Teil der Pressefreiheit von Journalistinnen und Journalisten, sondern auch ein Grundrecht der Bürgerinnen und Bürger auf freien Informationszugang. Wir fordern von der Regierung ein Bekenntnis zur Medien- und Informationsfreiheit. Dies im Sinne unserer Verfassung und unseres Rechtsstaates.