Rund 150 Mainstream-„Intellektuelle“ warnen in einem offenen Brief vor Denk- und Sprechverboten. Die Unterzeichner sehen unter den „Kräften des Illiberalismus“ unter anderem auch US-Präsident Donald Trump. Er und diese Kräfte stellten eine Bedrohung für die Demokratie dar.
Linkes Biotop
Als Warner treten Autoren wie J.K. Rowling, aber auch dezidiert Linke, wie der Wegbereiter der „Frankfurter Schule“ Noam Chomsky oder der Politikwissenschaftler Yascha Mounk auf. Mounk hatte vor zwei Jahren die Einwanderung als „historisch einzigartiges Experiment“ bezeichnet, von dem zwar niemand wisse, ob es funktionieren werde, dem sich die bis dahin homogenen Völker Europas aber zu unterwerfen haben.
Verbeugung vor dem Gessler-Hut
In dem Brief heißt es, dass die Proteste gegen Rassismus in den USA „überfällige Forderungen nach einer Polizeireform“ und „mehr Gleichheit und Inklusion in unserer Gesellschaft“ enthielten. Aber zugleich würden „moralische Einstellungen“ und „politische Verpflichtungen“ verstärkt. „Ideologische Konformität“ sei heute gefragt:
Redakteure werden entlassen, weil sie umstrittene Texte veröffentlicht haben; Bücher werden wegen angeblicher Inauthentizität zurückgezogen; Journalisten dürfen nicht über bestimmte Themen schreiben; gegen Professoren wird ermittelt, weil sie im Unterricht literarische Werke zitiert haben.
Fall in Österreich
In Österreich ereignete sich erst kürzlich ein solcher Fall: Karl-Peter Schwarz, langjähriger ORF-Korrespondent in Rom und Prag und Mitteleuropa-Korrespondent der FAZ, schrieb bisher wöchentlich einen Kommentar für die Tageszeitung Die Presse, für die er lange auch stellvertretender Chefredakteur war. Zuletzt setzte sich Schwarz mit der „Black Lives Matter“-Bewegung auseinandergesetzt und meinte:
Auf Knien betet man zu Gott für die Seelen der Toten. (…) Eine Kollektivschuld gibt es weder rechtlich noch moralisch. Dennoch werden die Weißen kollektiv des Rassismus und seiner Verbrechen bezichtigt.
Das genügte. Die Presse weigerte sich, diesen Beitrag abzudrucken. Schwarz, wirtschaftlich abgesichert, quittierte daraufhin seine Arbeit für die einst bürgerlich-konservative Tageszeitung.
Fall in den USA
Ähnlich erging es Stan Wischnowski, Chefredakteur des Philadelphia Inquirer, einer der bekanntesten Tageszeitungen der USA. Wischnowski wurde sein Artikel „Buildings Matter, Too“ (Auch die Gebäude zählen) zum Verhängnis, mit dem er den Absolutheitsanspruch der Parole „Black Lives Matter“ in Frage stellte. Der Artikel wurde gelöscht und der Autor gekündigt.
Wie im Kommunismus versuchte er seine Haut mit einer unterwürfigen Entschuldigung zu retten. Keine Chance, denn 44 afroamerikanische Zeitungsmitarbeiter hatten damit gedroht, nicht mehr am Arbeitsplatz zu erscheinen, sollte Wischnowski weiter Artikel schreiben dürfen.
Selbst erzeugtes „Klima der Intoleranz“
Richard Kim, Chef der US-Nachrichtenseite HuffPost, wurde auch gefragt, ob er den offenen Brief unterschreiben wolle. Nein, wolle er nicht, „weil ich in 90 Sekunden erkennen konnte, dass es sich um albernes, selbstgefälliges Gefasel handelte“.
Es sind nämlich genau diese Intellektuellen, die das „Klima der Intoleranz“ selbst fleißig mitgebaut haben und auch weiter daran arbeiten. So berechtigt der Aufruf in seinem Kern (leider!) ist – ein gewisses Maß an Heuchelei kann man den Unterzeichnern wohl nicht absprechen.
Der ewige linke Hang zum Tribunal
Die Heuchelei zeigt sich auch darin, dass die Autorin Jennifer Finney Boylan, die den Appell unterzeichnet hatte, sich vom offenen Brief wieder distanzierte, als sie erfuhr, dass auch Rowling unterschrieben hatte. Die Harry Potter-Autorin hatte sich unlängst gegen den Wildwuchs an Geschlechtern ausgesprochen. Boylan entschuldigte sich pflichtschuldig auf Twitter für ihre gemeinsame Sache mit einer Person wie Rowling.
Die Mainstream-Intellektuellen spielen also das Spiel weiter und geben sich mit dem offenen Brief lediglich ein Mäntelchen der Unschuld.