Während die meisten Staaten in Europa, allen voran Österreich, dem Coronavirus damit begegneten, ihre Bürger zu Gefangenen gemacht zu haben, gingen die Schweden mit ihrer freizügigeren Strategie einen anderen Weg. Man setzte auf Eigenverantwortung, Schutz der Risikogruppen und hohe Durchseuchung der Bevölkerung, auch um sie vor einer zweiten Welle zu schützen.
Medien in Opposition zu schwedischem Weg
Hartnäckig hält sich das Gerücht, wonach Schwedens Sonderweg „einen hohen Preis“ habe, wie erst der Kurier am Montag schrieb: Die Corona-Todesrate sei viel höher als in anderen Ländern. Dänemark, Finnland und Norwegen wollen daher die Grenzen zwar zum Rest der Welt, nicht aber nach Schweden wieder öffnen.
Gerne kritisieren die Mainstream-Medien daher Skandinaviens größtes Land als „Failed State“ der Corona-Bekämpfung.
Jeder zweite Corona-Tote war Heimbewohner
Schweden gibt täglich um Punkt 14.00 Uhr seine Corona-Zahlen bekannt. Insgesamt steht Schweden nun bei mehr als 30.000 Infektions- und 4.125 Todesfällen (mit oder an Corona).
Fast 90 Prozent aller schwedischen “Corona-Toten” sind älter als 70 Jahre gewesen – also nicht anders als in anderen Ländern. Deshalb bat die Regierung unter Ministerpräsident Stefan Löfven diese Hauptrisikogruppe, soziale Kontakte zu meiden; Besuche in Altersheimen wurden am 1. April verboten. Trotzdem sind, ebenfalls vollkommen gleich zu anderen Ländern, diese Orte von Covid-19 besonders hart getroffen: Etwa jeder zweite “Corona-Tote” in Schweden ist ein Heimbewohner gewesen.
Zahlen unter der Lupe
Im Vergleich zu den anderen Ländern ist die Zahl der Sterbefälle deutlich höher. Doch vergleicht man die Todesrate in Schweden selbst, zeigt sich ein differenziertes Bild.
Vom 19. März bis 16. Mai liegt heuer eine Übersterblichkeit im Vergleich zu den Jahren 2015 bis 2019 vor. Doch Mitte Mai kippte die Sterberate; aktuell liegt eine hohe Untersterblichkeit vor.
Letztlich bestätigt sich die Aussage des grünen Tübinger Oberbürgermeisters im grün regierten Baden-Württemberg, Boris Palmer, der heftig für seine Aussage gescholten wurde, wonach „wir möglicherweise Menschen retten, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“
“Herdenimmunität” wahrscheinlich
Die als alles überragende Maßzahl geltende Corona-Reproduktionszahl lag in Schweden zuletzt fast kontinuierlich unter 1,0. Das bedeutet, dass jeder Infizierte im Mittel weniger als eine weitere Person ansteckt. Wie in ganz Europa geht auch in Schweden die Zahl neuer Intensivpatienten zurück.
In Stockholm diskutiert man bereits über eine eingetretene Herdenimmunität als Konsequenz des Sonderwegs. Das könnte langfristig Schwedens Strategie bestätigten, nämlich dann, wenn die an die Wand gemalte zweite Corona-Welle kommen sollte.