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13. November 2011 / 10:22 Uhr

Medienmitleid für rot-schwarz-grüne Lobbyisten

BildBis vor einigen Wochen schien die Strategie aufzugehen. Ein mehrjähriges mediales Trommelfeuer, unterstützt von selektiv weitergegebenen Unterlagen der Straf- und Steuerbehörden, stützte die These, dass es in Österreich ein aus wenigen Personen bestehendes Netzwerk gebe, das in einem nicht näher offengelegten „schwarz-blauen“ Auftrag angetreten war, als Generalunternehmer in Sachen Lobbying die Republik auszuplündern. Doch mit dem Näherrücken der Arbeit des vor wenigen Wochen eingerichteten parlamentarischen Untersuchungsausschusses in Sachen Telekom und Co. wird immer offensichtlicher, dass Österreichs politisches System im Vorhof der Macht nahezu zu 100 Prozent von einem rot-schwarz-grünen Lobbyistenkonsortium dominiert wird, das sich den Beratermarkt aufgeteilt hatte.

 

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Journalisten fürchten offenbar um das Einkommen befreundeter Lobbyisten.
foto: Batataxpto69 / wikimedia( CC-BY-2.0)

Ein wesentlicher Baustein in diesem Lobbyistenkonsortium ist die ehemalige grüne Abgeordnete und nunmehrige Lobbyistin Monika Langthaler mit ihrem Unternehmen Brainbows. Die ehemalige Abgeordnete ist das Paradebeispiel eines Lobbying- und Beratungsmultis: langjährige ORF-Stiftungsrätin, ÖVP-Beraterin, Vorstandsmitglied der ÖVP-Vorfeldorganisation Ökosoziales Forum, Beirat der ÖVP nahen oberösterreichischen Akademia Superior, Auftragnehmerin von Bundeskanzleramt, Landwirtschafts- und Finanzministerium, Subventionsempfängerin des Landes Niederösterreich, Auftragnehmerin von ÖBB, ORF, Verbund, Bundesforsten, Telekom, Umweltbundesamt; Unterstützerin von ÖVP Landeshauptmann Erwin Pröll. In den letzten zehn Jahren machte Langthaler vor allem unter einer schwarz-orangen Bundesregierung ausgezeichnete Geschäfte, bei der Telekom war sie sogar Kooperationspartnerin von Peter Hochegger. Während diese Verbindungen Zug um Zug aufgedeckt werden, macht sich bei den Berufskollegen Langthalers Angst breit.

Mediale Verteidigungsstrategie für Langthaler und Co.

Medien, die gestern noch den Lobbyismus an den medialen Pranger gestellt hatten, haben in den letzten Tagen den Retourgang hineingelegt. Nach der Aufdeckung von Langthalers Lobbyismusimperium ließ sich etwa der linke Journalist Andreas Koller in den Salzburger Nachrichten unter dem Titel „Echte und unechte Affären“ dazu herab, davor zu warnen, dass die „reputierliche Unternehmerin Monika Langthaler durch den Boulevard geprügelt“ wird. Und Rainer Nowak in der Tageszeitung Die Presse ortet im Zusammenhang mit Langthaler „eine kleine Hexenjagd“. Die Diskussion läuft medial aus dem Ruder. Die vorab über Monate verfolgte Strategie der Vorverurteilung scheint in sich zusammen zu brechen. Plötzlich sitzen viel mehr und vor allem ganz andere Leute auf der öffentlichen Anklagebank. Die Geschichten rund um die Lobbyismuszunft werden zum Selbstläufer. Und das mit offenem Ausgang.

Lobbyistenzunft ist imagemäßig schwer angeschlagen

Noch kräftiger springt Herbert Lackner, Chefredakteur des linken Nachrichtenmagazins Profil, prominenter SPÖ-Parteigänger und ehemaliger AZ-Redakteur für die Lobbyisten in die Bresche. Er orte, dass die „Zunft der Lobbyisten und Berater durch schwarze Schafe in ihren Reihen in Verruf“ geraten ist. Und bedauert weiter, dass „ausgerechnet die Gilde der PR-Consultants, Strategieberater und Lobbyisten neben den Politikern, zu den großen Imageverlierern der jüngsten Skandalwelle zählt“. Die Diagnose ist klar, denn für den SPÖler Lackner  gehen „unentwirrbar Kommunikationsberatung, Untreue und freche Abzockerei in fast allen zur Untersuchung anstehenden Fällen ineinander über.“ Lackner fürchtet offensichtlich für Parteifreunde wie Heinz Lederer, Karl Krammer, Josef Kalina oder Dietmar Ecker um aktuelle und zukünftige Aufträge. Ein unter rot-schwarz mit grüner Beteiligung etabliertes System scheint dem Untergang geweiht.


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