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14. Mai 2011 / 12:22 Uhr

Filmkritik: Almanya – Willkommen in Deutschland

Die türkischen Regisseurinnen Nesrin und Yasemin Samdereli drehten mit “Almanya” eine Komödie, die versucht, das Leben und Erleben von Türken in Deutschland aus deren Sicht darzustellen. Drei Generationen werden portraitiert, vom Großvater bis zu seinen Enkelkindern. Gestern ist der Film in Österreichs Kinos angelaufen.

Der Großvater kam als Gastarbeiter in den 1960er Jahren nach Deutschland und holte später seine Familie nach. Die ersten drei Kinder verbrachten die ersten Jahre ihres Lebens noch in der Türkei, der vierte wurde bereits in Deutschland geboren, die Enkelkinder sowieso. Alle drei Generationen haben ihre eigenen Probleme und eine andere Selbstwahrnehmung, die durchaus glaubhaft und mit Humor herausgearbeitet wird. Am schwierigsten haben es dabei wohl die Enkelkinder, neben dem Großvater die eigentlichen Hauptdarsteller des Filmes. Im Lauf des Films versuchen sie herauszufinden, was sie eigentlich sind, ob Deutsche oder Türken oder irgendwas dazwischen – sollte es das überhaupt geben.

Eine Reise in die alte Heimat wird zum Selbstfindungsprozess der Familie, während die Vergangenheit – vom Aufbruch in der Türkei bis zum Weihnachtsfest in Deutschland – in Rückblenden gezeigt wird. Viele Situationen sind durchaus nachvollziehbar und werden mit einigem Augenzwinkern dargestellt, wobei der religiöse Aspekt fast völlig ausgeklammert wird. Dies dürfte an der Zugehörigkeit der beiden Filmemacherinnen zur Gruppe der Aleviten liegen, die sich vielmehr auf die kulturellen Aspekte konzentrierten.

Handwerklich haben die Samdereli-Schwestern eine sehr gute Arbeit vorgelegt. Auch die Schauspieler können überzeugen, der Film insgesamt kann es dennoch nicht wirklich. Zu glatt und schön sind die Darstellungen, echte Probleme werden größtenteils umschifft. Die Deutschen, in diesem Film eigentlich nur Randfiguren, werden meist neutral oder positiv gezeichnet, eine kurze ausländerfeindliche Passage aus Gründen der politischen Korrektheit darf dennoch nicht fehlen. So entstand ein Wohlfühlfilm mit propagandistischen Untertönen, der zudem auf einer völlig falschen Prämisse aufbaut: Weniger die deutsche Wirtschaft benötigte Türken, Italiener, Portugiesen oder Griechen, vielmehr war es umgekehrt. Auch wenn diese Tatsache inzwischen in Fachkreisen anerkannt ist, wird sie in “Almanya” bewusst ausgeblendet. Gerade das Ende wirkt dann auch etwas überzogen und gleitet ins Kitschige ab. So bleibt schlussendlich ein Propagandafilm, wenn auch ein durchaus guter.

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