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Riad, die Hauptstadt Saudi-Arabiens, zwischen Moderne und Islam

15. August 2017 / 17:37 Uhr

Saudi-Arabien: Säbelrasseln und Aufstände

Das sunnitische Saudi-Arabien steht in der Region für Kooperation mit Israel und den USA und gilt als wichtigster Gegenspieler des schiitischen Irans. Da ist es auch völlig unerheblich, dass das erdölreiche Königreich weltweit radikalislamische Strömungen einschließlich Terrorismus finanziert.

Sein kleiner Nachbarstaat Katar, der sich in den letzten Jahren zu einem der reichsten Staaten der Welt emporschwang und entsprechenden Einfluss weltweit erreichte – unter anderem holte man sich die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 – pflegt hingegen gute Kontakte zum schiitischen Iran.

Trump machte Saudi-Arabien stark

Das kommt bei den sunnitischen Nachbarn nicht gut an. Und dieser fühlte sich seit dem Besuch von US-Präsident Donald Trump im Mai besonders stark. Dort hatte Trump die muslimische Welt aufgerufen, den islamischen Terror zu bekämpfen, und ausgerechnet den saudischen König Salman dafür zum Partner auserkoren. Anfang Juni brach Saudi-Arabien gemeinsam mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Ägypten alle diplomatischen Kontakte zu Katar ab und schloss die Land-, Luft- und Seewege. Begründung: Katar unterstütze den Terrorismus.

Der Konfikt zwischen Schiiten und Sunniten

Die Trennung der Moslems in Sunniten und Schiiten geht auf die Frühzeit des Islams zurück. Auslöser war der Streit um die Nachfolge des islamischen Religionsgründers Mohammed.

Zunächst lenkte Othman, auf den laut Tradition die Endfassung des Korans zurückgeht, die Geschicke der Moslems. Nach seiner Ermordung wurde Ali ibn Abi Talib zum Kalifen proklamiert. Er war einerseits der Cousin und anderseits der Schwiegersohn von Mohammed (er war mit dessen Tochter Fatima verheiratet). Ali verlegte sein Herrschaftsgebiet in den heutigen Irak, der so zur Wiege des Schiitentums wurde. Nach der Ermordung Alis ließ sich ein Verwandter des ermordeten Othman zum Kalifen ausrufen und begründete die Omayyaden-Dynastie. Alis Sohn Hussein erhob sich gegen die Omayyaden-Herrschaft, wurde aber in der Schlacht von Kerbala im Irak getötet. Auch die Nachfolger Alis und Husseins, die von den Schiiten als legitime Nachfolger des Propheten angesehen werden, nahmen ein blutiges Ende.

Die Schiiten zählen heute etwa zehn bis 15 Prozent unter allen Muslimen.

Iran sieht sich als regionale Großmacht

Der schiitische Iran sieht sich allein schon aufgrund seiner Geschichte und besonders seit der Marginalisierung des ebenfalls schiitischen Iraks als regionale Großmacht. Er will sich dementsprechend behaupten und den Einfluss der Schiiten als Gegenpol zum sunnitischen Machtzentrum Saudi-Arabien stärken.

Im sunnitischen Saudi-Arabien ist die Staatsreligion der Wahhabismus, eine Extremform des Islams, unter der die Schiiten besonders leiden. Denn die Schiiten sind für alle Sunniten „Ungläubige“, die nach Allahs Wille getötet werden dürfen.

Der Machtkampf im Nahen Osten überdeckt innerstaatliche Probleme

Der regionale Machtkampf überdeckt indes die innerstaatlichen Probleme Saudi-Arabiens. Neben dem Thronfolgestreit zwischen Königssohn Mohammed bin Salman und Königsneffen Mohammed bin Nayef ist das hauptsächlich auch der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im eigenen Land.

Im Frühjahr kam es bereits zu Unruhen mit mehreren Toten im schiitischen Osten Saudi-Arabiens. Die Proteste in der 25.000-Einwohner-Stadt Awamija hatten sich an einem Bauprojekt in einem historischen Viertel entzündet. Im April forderten auch UN-Experten Saudi-Arabien auf, „die geplante Zerstörung einer 400 Jahre alten (…) Wohngegend“ zu stoppen.

Awamija ist der Geburtsort des schiitischen Predigers und Oppositionellen Nimr al-Nimr, der Anfang 2016 hingerichtet wurde. Riad verdächtigt die Schiiten, ein verlängerter Arm des Iran zu sein, und griff mit eiserner Härte durch.

Schiiten-Aufstände flammen wieder auf

Aktuell scheinen die Aufstände wieder aufzuflammen. Die Zeit berichtet, dass die saudischen Behörden die Stadt Awamija vollkommen „umzingelt und abgeriegelt“ hätten, und Epochtimes, dass Teile der Stadt zerstört worden seien. Die offiziellen Stellen in Saudi-Arabien berichten von „Terroristen“ und „Drogenhändlern“, die für die aktuellen Unruhen in der Stadt verantwortlich seien.

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