Das Boot ist voll im wahrsten Sinne des Wortes: Die Kapazitäten sind erschöpft und die EU glänzt in Sachen "Flüchtlingskrise" mit Untätigkeit. Mittlerweile sieht das auch Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) fast genauso. „Es ist die Frage, wie viele Flüchtlinge ein Land aufnehmen kann. Jetzt sind wir mehr oder weniger am Ende unserer Kapazitäten“, sagte Deutsch gegenüber Journalisten. Der Antisemitismus radikaler Islamisten bereite ihm zudem „mehr Sorgen“, als „traditionelle“ Formen des Antisemitismus bei der europäischen extremen Rechten.
Auch deutsche Juden warnen
Während Deutsch in Österreich vor der Zunahme an Flüchtlingen warnt, fordert der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, eine Obergrenze bei der Aufnahme von Asylsuchenden. „Über kurz oder lang werden wir um Obergrenzen nicht herumkommen“, sagte Schuster der Welt. Die Flüchtlingsströme hätten zwei Seiten, warnte Schuster. Auf beide müsse geachtet werden. „Viele der Flüchtlinge fliehen vor dem Terror des Islamischen Staates und wollen in Frieden und Freiheit leben, gleichzeitig aber entstammen sie Kulturen, in denen der Hass auf Juden und die Intoleranz ein fester Bestandteil sind.“ Dies gelte nicht nur in Bezug auf Juden, sondern auch für die Gleichberechtigung von Frau und Mann oder den Umgang mit Homosexuellen.
Merkel gegen Obergrenze
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt eine Obergrenze für Asylbewerber ab. Erst am Freitag bekräftigte sie diese Position auf dem CSU-Parteitag in München. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer (CSU), plädiert dagegen für eine Begrenzung der Einwanderung von Asylsuchenden. Dauerhaft müsse deren Zahl deutlich unter 500.000 pro Jahr liegen, sagte er der Bild-Zeitung. Nur dann könne die deutsche Bevölkerung das akzeptieren. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums unterstrich jedoch gegenüber der Welt: „Es bleibt dabei: Beim Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte gibt es keine Obergrenze.“
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