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29. August 2010 / 10:15 Uhr

SPÖ hält Voest immer noch für ihr Parteieigentum

Vielleicht haben Sie sich ja auch schon einmal vergeblich für einen Job beworben. Gewiss hatten Sie danach nicht das Glück, dass zwei einflussreiche Politiker laut "Skandal!" riefen und den potentiellen Arbeitgeber frontal attackierten – so wie der 33jährige Christian Forsterleitner. Der hätte gerne im Umfeld des Voestalpine-Finanzvorstandes in Linz gearbeitet. Weil er nicht darf, sind Oberösterreichs SPÖ-Vorsitzender und Soziallandesrat Josef Ackerl sowie der ebenfalls rote Linzer Bürgermeister Franz Dobusch in Rage geraten.

VoestalpineDobusch versteht die Welt nicht mehr und ist entsetzt, zumal ja alles mit dem Voest-Vorstand besprochen gewesen sei. Ackerl ist gar "total angefressen, weil das eine Diskriminierung ist." Der Grund für den heftigen verbalen Einsatz: Forsterleitner war die letzten sieben Jahre Geschäftsführer der Linzer Stadt-SPÖ sowie Gemeinderat. Ein wenig privatwirtschaftliche Erfahrung braucht er nun zur Vorbereitung der weiteren politische Karriere, um den "Stallgeruch" abzuschütteln.

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Voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder ist zu gratulieren, dass er dieses Manöver in letzter Sekunde verhindert hat. Forsterleitner, der – wie seinem Blog zu entnehmen ist – Schwierigkeiten bei der Genetivbildung seines eigenen Namens hat, hätte wohl mehr Kosten als Nutzen für das Unternehmen bedeutet, zumal er vermutlich weiter an seiner politischen Karriere gewerkelt hätte. Eder erinnert Oberösterreichs Rote an die bittere Wahrheit: Die Voest ist seit 2003 vollständig privatisiert und somit nicht mehr das Privateigentum der SPÖ, für das die Genossen die verstaatlichte Industrie jahrzehntelang gehalten haben.

SPÖ argumentiert mangels Qualifikation mit Proporz

Entlarvend ist auch das Argument, die Voest sei quasi verpflichtet den Jungroten einzustellen, weil mit 1. September der Posten des Pressesprechers mit einem Schwarzen besetzt wird. Abgesehen von diesem widerlichen Proporzdenken, lassen sich deutliche Qualifikationsunterschiede zwischen den beiden erkennen: Nikola Donig war jahrelang ORF-Journalist und danach Pressesprecher auf höchster politischer Ebene in den Kabinetten Schüssel, Molterer und Hahn. Dagegen nimmt sich SPÖ-Bezirkssekretär als Vita Forsterleitners etwas dürftig aus.

Offene politische Einmischung ist übrigens so ziemlich das Letzte, was börsennotierte Unternehmen gebrauchen können. Dennoch kommt sie gelegentlich vor. Spektakulärstes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit war, als Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll den Vorstandsposten des Flughafen Wien freihändig an seinen damaligen Stellvertreter und Wirtschaftslandesrat Ernest Gabmann vergab.

Foto: Voestalpine AG

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