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16. April 2015 / 16:00 Uhr

Rauchverbot: Angst der Autoritären vor Kontrollverlust?

Rauchverbote sind nichts Neues. 1590 bereits soll Papst Urban VII. den Gläubigen unter Androhung der Exkommunikation das Rauchen in Kirchen untersagt haben. 1633 hatte ein Brand große Teile von Konstantinopel zerstört. Rauchen, hieß es, sei dafür verantwortlich. Die Folge: Der Sultan verbot es unter Androhung der Todesstrafe.

Gastkommentar von Harald Vilimsky

Im Herzogtum Lüneburg war man ebenfalls nicht zimperlich: Auch hier stand auf Rauchen bis 1692 Kopf-ab. Und angeblich war eine der wichtigsten Forderungen der 1848er-Revolutionäre in Berlin die Abschaffung des Rauchverbotes im Tiergarten.

Die Nazis legten sich dann so richtig für ein qualmfreies Deutschland ins Zeug: Unter ihrer Herrschaft formierte sich eine massive Anti-Raucher-Bewegung, zu diesem Zeitpunkt die stärkste der Welt. Hitler selbst war ja nicht nur dem Alkohol abgeneigt, sondern auch Nichtraucher; die ohnehin spaßbefreite NS-Führung hatte eine Abneigung gegen vieles, vor allem auch gegen den Tabakkonsum; die “Volksgesundheit” stand im Mittelpunkt. Folglich gab es Rauchverbote zuhauf ebenso wie Werbeverbote für Tabakprodukte.

Verbotskultur und autoritärer Staat

Die Rauchverbotskultur war immer wieder auch eine Tochter des autoritären Staates, der seinen Bürgern ja gern vorschreibt, wie sie zu leben und woran sie warum zu sterben haben. Wenn der “Führer” wüsste, mit welcher Konsequenz Grüne und EU seine Ideen heute fortsetzen, er hätte ganz feuchte Augen bekommen. Vor Freude.

Irritierend ist dabei nur, dass bisher noch keiner Rauchverbote per se als “faschistoid” oder “volksverhetzend” geoutet hat. Was ja ansonsten verlässlich mit nahezu allem passiert, was irgendeinen – und sei es auch noch so oberflächlichen – Konnex zur NS-Zeit hat. Auch unter das Verbotsgesetz fällt ein solches Verbotsgesetz des Rauchens noch nicht.

Jedenfalls also geht der Trend seit geraumer Zeit gegen die Raucher – und in Richtung immer radikalerer Verbote ihres Lasters. Das ist insofern bemerkenswert, da es ja gar viele Verhaltensweisen gibt, die die “Volksgesundheit” beeinträchtigen: Prosecco trinken, Cupcakes essen, exzessiv Marathon laufen, Überdosen von Latte Macchiato zu sich nehmen, ungeschützter Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern, Slacklining im Stadtpark, Sonnen mit Schutzfaktor unter 36, sich mit dem Elektro-Tesla bei 200 an einem Brückenpfeiler einparken. Um nur ein paar zu nennen.

Rein verbotstechnisch also ist da noch einige Luft nach oben, was unsere autoritäre Anti-Spaß-Partei aus ihrer moralinsauren Lebenswirklichkeit heraus künftig noch beschäftigen könnte.

Marihuana ja, Rauchen nein?

Wenn wir schon bei den Grünen sind: Die sind ja besonders originell, da sie sich einerseits sehnlich die Freigabe von Marihuana wünschen, andererseits aber ganz generell das Rauchen wenn unbedingt dann erst ab 18 Jahren erlauben wollen. Wobei grüne Politik ja überhaupt ein ziemlich klares Indiz dafür ist, dass Kiffen offenbar doch Folgeschäden nach sich zieht.

Besonders originell ist wie ebenfalls häufig unsere Regierung, die 2009 eine eher eigenwillige Kompromisslösung implementiert hatte, von der ziemlich klar war, dass sie so keinen langen Bestand haben wird. Hauptsache, die Gastwirte investieren einmal in Umbauten.

Nun also der nächste Schritt: Rauchverbot in allen Gastronomiebetrieben, Umbauten adieu. Ab 2018. Jetzt einmal ganz abgesehen davon, ob man für oder gegen ein solches Verbot ist: Was bitte benötigt hier drei Jahre für eine Umsetzung? Aschenbecher wegräumen, Rauchverbotsschild aufhängen, fertig.

Und – wieder – besonders originell die Grünen, die sich für ihre multikulturelle Lieblingsklientel eine Ausnahmeregelung für Shisha-Bars wünschen. Eine Übergangsfrist NUR bis 2018? Viel zu kurz, meint einer der in diesem Fall dann doch auch wieder irgendwie raucherfreundlichen grünen Nationalratsabgeordneten.

Vielleicht kann er seinen migrationshintergründigen Mitbürgern ja den Umbau der Shisha-Bars in vegane Restaurants schmackhaft machen? Und sie mit allem gebotenen Respekt auf die entsprechenden Anti-Raucher-Fatwashinweisen, die den gleichen Geist an illeberalem Bevormundertum atmen wie der Mainstream in Wien-Neubau.

Warum nicht selbst entscheiden lassen?

Was ist so schwer daran, die Menschen selber entscheiden zu lassen, ob sie ein Nichtraucherlokal wollen oder ein Raucherlokal (solange das klar ausgeschildert ist)? Es den Wirten zu überlassen, ob sie ein solches eröffnen wollen? Den Gästen, ob sie ein solches besuchen wollen? Und den Angestellten, ob sie in einem solchen arbeiten wollen (die ja unter dem Mäntelchen “Nichtraucherschutz” für die autoritäre Verbotspolitik in Geiselhaft genommen werden)?

Es geht um das zwanghafte Kontrollierenwollen des Bürgers, der seit geraumer Zeit in den Augen der Mächtigen und jener, die es werden wollen, als prinzipiell verdächtig gilt. Immer mehr Verhaltensweisen sollen per Gesetz geregelt und sanktioniert werden. Parallel dazu werden Überwachungsmechanismen in noch nie gekannter Weise ausgebaut.

Nein, die Welt geht auch bei einem Rauchverbot in Lokalen nicht unter. Nicht einmal die Wirte. Aber es ist ein Indiz mehr für einen Zeitgeist, der sich insgesamt gegen die Freiheit richtet. Für einen Zeitgeist, der Kontrolle braucht, weil er sich seiner Untertanen nicht sicher ist.

Harald Vilimsky ist Delegationsleiter der FPÖ im Europäischen Parlament und Generalsekretär der FPÖ. Dieser Artikel ist auf der Webseite www.fpoe.eu erschienen.

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