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13. September 2011 / 07:40 Uhr

Island befreit sich aus den Klauen der Finanzmafia

BildIm Zeitalter der Revolutionen fällt jede Bewegung, die dem herrschenden Geist nicht gefällt, schnell aus dem Fokus der Medien – so auch die Revolution in Island. Das Land nach wurde nach einer finanziellen Krise völlig umstrukturiert. Die Initiative ging jedoch vom Volk aus und wurde von der Regierung unterstützt, die im Gegensatz zu den meisten europäischen Staaten ihren Bürgern nicht zugunsten der Finanzbranche in den Rücken gefallen ist.

2008, in den Anfängen der Finanzkrise, war Island eines der ersten Opfer: Der kleine Inselstaat war dem Bankrott geweiht. Seit 2003 versuchten die neu privatisierten Banken, ausländische Investoren anzulocken, und häuften Schulden in der astronomischen Höhe von 900 Prozent des isländischen Bruttoinlandproduktes an, ehe die aufziehende Finanzkrise die Blase zum Platzen brachte. Durch die Not-Verstaatlichung dieser Banken waren plötzlich der Staat und mit ihm seine nur knapp 320.000 Einwohnen dafür haftbar.

 

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Island hatte die Kraft, eine Lösung gegen die Finanzmärkte zu finden.
Foto: Jeff Schmaltz / Wikimedia

Der bürgerliche Premierminister Geir Haarde errang einen 2,1-Milliarden-Dollar-Kredit vom Internationalen Währungsfonds, der von den nordischen Ländern noch einmal nahezu verdoppelt wurde. Dies setzte die isländische Bevölkerung unter Druck. Der Internationale Währungsfonds sowie die EU wollten in die finanzielle Entwicklung des Landes eingreifen. Die Isländer waren nicht einmal ansatzweise mit dieser Entwicklung einverstanden – massive Proteste und Unruhen waren die Folge, die zum Rücktritt der Regierung führten. Die 2009 neu gewählte Links-Koalition verdammte das Wirtschaftssystem zwar, aber gab dessen Forderung nach, 3.5 Milliarden Euro zurückzuzahlen. Das hätte für jeden einzelnen Isländer bedeutet, 100 Euro im Monat zur Abbezahlung von Schulden beizutragen, die von Privatunternehmen verursacht worden waren.

Per Volksabstimmung gegen Schuldenrückzahlung

Die Isländer konnten jedoch nicht davon überzeugt werden, dass ein ganzes Volk für die Fehlinvestitionen des Finanzmonopols zu bluten hatte – selbst die Führungsriege stellte sich auf die Seite des Volkes: Das Staatsoberhaupt Olafur Ragnar Grimsson weigerte sich, das Gesetz zu ratifizieren, das Islands Bürger für die Schulden der Banker haftbar machen würde. Dadurch stieg der internationale Druck auf Island. Mehrere Länder drohten mit der Isolation und dem Einfrieren isländischer Konten. Trotzdem sprachen sich in einer Volksabstimmung 93 Prozent der Isländer gegen die Schuldenrückzahlung aus. Der IWF fror sofort den Kredit ein, doch Island ließ sich auch davon nicht beeindrucken, die Verantwortlichen der Finanzkrise wurden ausgeforscht und strafrechtlich verurteilt. Auch ein zweiter Versuch, sich gegenüber den Glübigerstaaten zur Rückzahlung der von Banken verursachten Schulden zu verpflichten, scheiterte trotz besserer Kondititionen für Island in einer Volksabstimmung.

Die Isländer weigerten sich, den internationalen Interessen des Finanzsektors nachzugeben, und hatten den Mut, ihre Unabhängigkeit mit aller Deutlichkeit auszudrücken – was zu einer Befreiung des Staates aus den Klauen des Schuldensystems führte. Dass diese Entwicklung in den Medien hierzulande völlig unterdrückt und vernachlässigt wurde, ist gut verständlich angesichts der Angst, die viele europäische Politiker vor den Entscheidungen der eigenen Bürger haben.

Das nächste Unzensuriert-Magazin beschäftigt sich dafür intensiv mit Island und seiner einzigartigen Befreiung von der Finanzkrise. Lesen Sie, wie der arktische Inselstaat den Versuchungen des Euro widerstehen konnte.

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