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Harald Haas

Psychologe Harald Haas (im Bild bei einer Servus-TV-Talk-Sendung) ortet den Beginn eines zutiefst gehässigen Denunziantentums. Die Repressionen der Regierung gegen die Bürger könnten zudem andauern.

31. März 2020 / 20:45 Uhr

Haas: „Regierung riskiert, selbst zum Feind der Masse zu werden“

Der Psychologe und Politikwissenschaftler Harald Haas hat die Aussagen von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) im Zusammenhang mit der Corona-Krise als „gefährliche Drohung“ bezeichnet -unzensuriert berichtete. In einem Interview mit addendum spricht er davon, dass die Regierung riskiert, selbst Feind der Masse zu werden.

Bedingsungslose Akzeptanz der Menschen

Haas beobachtet und erforscht seit vielen Jahren Phänomene der Massenpsychologie. Das kann er seit der Bekämpfung des Coronavirus praktisch vor der Haustür machen. Die bedingungslose Akzeptanz der Menschen für die Maßnahmen der Regierung überrascht ihn „eher nicht“, weil sich Menschen vor allem in Krisenzeiten, unter dem Eindruck einer Bedrohung, zu einer uniformen Masse zusammenschließen würden. Haas im addendum-Gespräch:

Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bedrohung objektiv vorhanden ist, oder nur als solche wahrgenommen wird, vielleicht auch nur konstruiert ist. Besonders gut funktioniert dieser ungemein starke massenpsychologische Mechanismus mit einer Bedrohung, die als unbekannt, also neu wahrgenommen wird. Etwa ein Virus wie das Coronavirus.

Ähnliche politische Konsequenz bei Klima-Krise

Der Politologe zeigt sich aber im höchstem Maße darüber erschrocken, wie Grundrechte, die über Jahrhunderte hinweg erkämpft und seit Jahrzehnten hochgehalten wurden, mit einem Strich weggewischt worden wären. Die Zwangsmaßnahmen, die wir jetzt erleben würden, „werden unser Land gesellschaftlich und politisch verändern“, ist sich Haas sicher:

Wir können uns wohl darauf einstellen, dass solche Befugnisse künftig öfter genutzt werden. Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat in einem Radiointerview vergangenen Samstag gesagt, er freue sich darauf, nach Überstehen der Corona-Krise auch die Klima-Krise mit einer ähnlichen politischen Konsequenz anzugehen. Ich persönlich empfinde das als eine Drohung.

„Corona-Blockwarte“ als Aufpasser

Besonders bedauerliche findet Haas es, wenn Menschen, die die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie bezweifeln oder sich – wenn auch geringfügig – nicht an die Vorgaben halten, als Feinde der Gesellschaft dargestellt würden.

Ein zutiefst gehässiges Denunziantentum habe begonnen, sich zu zeigen und ungeniert jene zu verfolgen, die aus irgendwelchen Gründen heraus die behördlich verfügten Zwangsmaßnahmen nicht befolgen wollen. Sie zeigen, dass die Schicht unserer Kultur nur eine verhältnismäßig dünne sei. Psychologe Haas nennt diese Aufpasser „Corona-Blockwarte“.

Pressekonferenzen als Zeremonien der Regierung

Eine Gefahr sieht Harald Haas auch in der „Zähmung der Massen“. Mit etwas Glück laufe das ab wie mancherorts in Italien, wo die Menschen auf dem Balkon gemeinsam singen. Das werde jedoch nicht immer so ablaufen. Für die Führer dieser Massen sei es notwendig, sie zu zähmen und am Ausbruch zu hindern. Das geschehe in den meisten Fällen durch Zeremonien und Regeln. Die Zeremonien würden wir heute in den Pressekonferenzen der Regierung sehen, bei jeder von ihnen würden wir inständig darauf hoffen, „dass es nur ein wenig schlimmer für uns werden wird“.

Haas geht davon aus, dass irgendwann Pressekonferenzen nicht mehr reichen werden. Er malt ein düsteres Bild:

Ich gehe davon aus, dass die Exekutive jetzt schon darauf eingestellt sein dürfte, dass sich der Druck der Masse auch in Gewalt entladen kann. Der Zeitpunkt, wann das passieren könnte, ob das überhaupt passieren wird, ist jedoch nicht vorherzusagen. Es kommt wohl auch darauf an, wie lange es die Regierung schafft, durch Zeremonien und Regeln den äußeren Feind, das Virus, hochzuhalten und nicht selbst zum Feind der Masse zu werden.

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