Das Wiener Burgtheater ist schwer defizitär. 8,3 Millionen Euro Verlust soll das Haus laut einem Zwischenbericht im Zeitraum 2012/2013 eingefahren haben. Hinzu kommen noch Nachzahlungen an das Finanzamt, die sich auf 5 Millionen Euro summieren könnten. Das Ensemble hat vor wenigen Tagen dem nunmehrigen Direktor Matthias Hartmann das Misstrauen ausgesprochen. Er sei für dieses finanzielle Desaster mitverantwortlich, hieß es. Der für Kulturfragen zuständige Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) sieht aber keinen Grund zum Handeln und betont, man müsse einen kühlen Kopf bewahren. Die Opposition sieht das anders. FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz etwa forderte sogar ein Köpferollen. Bei der Führungsspitze des Burgtheater gehöre ausgemistet – das betreffe auch Hartmann.
Hartmann ist übrigens auch aufgrund seiner Vergangenheit in der Schweiz ins Visier geraten. Dass Hartmann das Schauspielhaus Zürich als Sanierungsfall übernommen und saniert habe, entspreche laut der Kulturabteilung der Stadt nicht den Tatsachen, berichtet das Magazin profil in der aktuellen Ausgabe. Vielmehr hätte Hartmann Verluste zu verantworten.
Ungarn wollen nicht ins Skandaltheater
Dem nicht genug, kommt auch Kritik aus Ungarn. Das Ungarische Nationaltheater verzichtet auf eine Teilnahme am für März geplanten “Ungarn-Festival” am Wiener Burgtheater. Das teilte Intendant Attila Vidnyánszky Hartmann in einem Brief mit. Das Burgtheater sei “nicht der richtige Schauplatz, um hinsichtlich der Angelegenheiten eines anderen Landes die Vermittlerrolle zu spielen”. Vidnyánszky wolle sein Theater und dessen Ensemble nun davor schützen, dass sie wegen der im Burgtheater und im österreichischen Theaterleben “tobenden Debatten, wegen Ereignissen mit Skandalgeruch zu irgendeinem Spielball werden”, begründete der Intendant die Absage, obwohl sich sein Ensemble lange auf “Johanna auf dem Scheiterhaufen” vorbereitet hatte, die den Angaben zufolge teuerste Vorstellung des Nationaltheaters.
Artikel teilen