Rechtsansicht - Susanne Fürst

Susanne Fürst bezeichnet den Feminismus als engstirnig und intolerant und fordert zum Weltfrauentag eine andere Form von weiblicher Solidarität.

8. März 2020 / 18:26 Uhr

Zum Weltfrauentag: Gewidmet unseren Müttern und Großmüttern

Millionen von Frauen in Österreich, Deutschland und ganz Europa, welche in den vergangenen Jahrzehnten so unendlich viel für ihre Kinder, Familien, für ihre soziale Umgebung und für die Gesellschaft geleistet und gegeben haben, haben es sich nicht verdient, dass zum Weltfrauentag nur linker Unsinn getrommelt wird.

Kommentar von Dr. Susanne Fürst

Die Frauenpolitik ist mittlerweile dominiert von einer kleinen – medial sehr gut vertretenen – linken Frauenelite, die ausschließlich ihre eigenen egozentrischen Interessen ins Zentrum rückt. All diese Diskussionen mit Worthülsen und Wortkreationen von „offener Gesellschaft“, „Geschlechteridentität“, „grassierendem Sexismus“, „Vielfalt“ oder „Gender Pay Gap“ helfen keiner einzigen Frau. Diese Diskussionen („Diskurse“) machen mich zum Teil sprachlos ob ihrer Absurdität, Wichtigtuerei und Unanständigkeit, zum Teil möchte man den Vertreterinnen entgegenschreien: „Macht eure Augen auf und seht euch um! Dann kapiert ihr vielleicht, was los ist und was uns droht!“

Rechter Beitrag zum Weltfrauentag

Daher möchte ich mit diesem Artikel zum Weltfrauentag, der durchaus seine Berechtigung haben könnte, einen rechten Beitrag leisten.

Als ich Anfang der neunziger Jahre studierte, gab es an den Universitäten einen verschwindend geringen Prozentsatz an Universitätsassistentinnen und Professorinnen. Genauso gering war der Anteil der Frauen in der von mir angestrebten Profession der Rechtsanwälte. Es hieß: Rechtsanwältin zu sein, ist die letzte Option für eine Juristin. Vor Gericht machen sich Richter und Gegenanwalt bei jeder Wortmeldung über eine Anwältin lustig. Mandanten wollen von Frauen nicht verteidigt werden. Das ist auch tatsächlich in unzähligen Fällen so gewesen.

Ich wurde Jahre später zuerst Universitätsassistentin und danach Rechtsanwältin. Ich bekam in beiden Rollen sehr viel Unterstützung und Förderung von Männern und – in wenigen Fällen – auch von Frauen. In meiner Generation und in den Jahren danach nahmen sehr viele Frauen auf den akademischen Stühlen der Universitäten, in Rechtsanwaltskanzleien und in Gerichten Platz. Es wurde selbstverständlich, dass diese Positionen nicht mehr automatisch männlich besetzt waren und dieser Umstand ist sehr zu begrüßen.

Disziplin und Fleiß wichtiger als Frauenbewegung

Dass für diesen unzweifelhaften gesellschaftlichen Fortschritt die Frauenbewegung der siebziger und achtziger Jahre verantwortlich sein soll, ist aus meiner Sicht ein großer Irrtum bzw. nur zu einem kleinen Teil richtig. Denn das Fundament, auf dem meine Generation ihren beruflichen Weg gehen konnte, ist aus anderem Holz geschnitzt. Es ist geformt aus dem eisernen Willen unserer Mütter und Großmütter, ihrer Disziplin, ihrem Fleiß, ihrer Selbstaufgabe, ihrer Geduld und ihrer Liebe zu ihren Kindern (zu uns). Sie haben für uns die Brücken gebaut, auf denen wir in die Universitäten, Behörden, Unternehmen und in eine große persönliche Freiheit hineinspazierten. Sie freuten sich mit uns, dass wir sie beruflich überholen durften. Das Format, die Großzügigkeit und die Erziehung dieser Frauen ermöglichte uns jüngeren Frauen, dass wir in unseren neuen Positionen in den 1990er und 2000er Jahren bestehen konnten. Sie vermittelten uns die richtigen Werte. Sie haben uns eingeimpft, dass man es nur mit Leistung, Disziplin, viel Arbeit und wenig Selbstmitleid zu etwas bringt.

Man schafft es mit eigenen Mitteln!

Diese Generation ermunterte uns: „Tut das, was wir nicht konnten! Ergreift die Gelegenheit in Friedenszeiten! Lernt, studiert! Steht auf euren eigenen Beinen und seid unabhängig! Nichts, was ihr lernt und ihr euch aneignet, ist umsonst! Staatliche Hilfe nimmt man nur in äußerster Not an! Man schafft alles mit den eigenen Händen und mit dem Verstand!“

Dieser Geist war es, der nicht nur uns Mädchen nach vorne brachte, sondern die ganze Gesellschaft. Es war der VOR-68er-Geist, den sie uns vermittelten und der in uns nachwirkte. Er führte ganz Europa zu noch nie dagewesenen Jahrzehnten von Frieden, Vernunft, Fortschritt und Wirtschaftswachstum und unglaublichem Wohlstand. Und dieser Geist führte zu sozialer Gerechtigkeit, wie sie noch nie da war. Ganze Generationen hatten über die Bildung – unabhängig von ihrer Herkunft – die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg. Die Fähigkeit und der Wille zur Leistung und Disziplin hat mit den finanziellen Möglichkeiten der Eltern wenig zu tun. Die meisten von uns konnten ihre Eltern und Großeltern in materieller Hinsicht überholen, indem sie sich bildeten. Gejammert wurde wenig bis gar nicht.

Niemand wollten den „Kampf gegen den alten weißen Mann“

Was unsere Mütter und Großmütter nicht bedachten – nicht bedenken konnten, da es außerhalb ihrer Vorstellungskraft lag –, war, was eine kleine Minderheit von Frauen aus ihren Ratschlägen machte. Sicher, unsere weiblichen Ahnen wollten auch, dass wir uns von so mancher einengenden und ungerechten männlichen Dominanz befreiten; aber einen Verrat an ihren Männern, Brüdern und Weggefährten in Form einer alles über einen Kamm scherenden „MeToo-Debatte“ und eines Kampfes gegen den „alten weißen Mann“ wollten sie nicht auslösen. Sie haben mit ihrer Aufforderung, zu studieren und in der Universitätshierarchie die Leiter hoch zu klettern, keine künstlichen „Gender“-Professuren gemeint, die mit Wissenschaft nichts zu tun haben. Sie wollten nicht, dass wir uns stets als benachteiligte Opfer gerieren, wenn wir etwas nicht bekommen, was wir wollen. Und sie wollten ganz sicher nicht, dass Frauen, die Erfüllung in der Erziehung ihrer Kinder finden oder gerne Teilzeit arbeiten, um für Familie und Haushalt auch Zeit zu haben, als „rückständig“ bezeichnet und regelrecht angefeindet werden. Und wenn sie geahnt hätten, dass ihre Unterstützung jemals zu publizierten weiblichen Aussagen führen könnte, wie „Eine echte Feministin hat keine Kinder“, dann hätten sie sich wohl vieles anders überlegt.

Feminismus ist Einstellung einer kleinen intoleranten Gruppe

Der moderne Feminismus trägt heute sehr autoritäre Züge. Er wird von einer kleinen Gruppe von Frauen bestimmt (jung, großstädtisch, verwöhnt, „akademisch“ gebildet, ideologisch engstirnig, intolerant), welche überproportional in den Medien und Politik vertreten sind. Sie dominieren jede frauenpolitische Diskussion und sprechen konservativen, rechten Kräften generell jede Eignung und Berechtigung ab, sich zu Frauenpolitik überhaupt zu Wort zu melden.

Jede Besinnung auf die Familie, jedes Erwähnen von Kindern und einer speziellen, sehr erfüllenden Bindung zwischen Müttern und Kindern wird beinahe aggressiv zurückgewiesen. Feministinnen haben sich ihrer Ansicht nach nur mit sich selbst und ihrer überall lauernden Benachteiligung zu befassen, die mit ständiger Empörungsbereitschaft vor sich hergetragen wird. Alle Geschlechteridentitäten müssen berücksichtigt werden, aber Kinder nicht!

Frauen geht es ohne Quoten fantastisch

Meine persönliche Bilanz zum Weltfrauentag ist eine ganz andere:

Uns Frauen geht es im Europa des 21. Jahrhunderts fantastisch. Ganz ohne Quoten haben wir in den letzten Jahrzehnten Unglaubliches erreicht, weil so unendlich viele von uns klug, diszipliniert, extrem leistungsfähig und konstruktiv gewirkt haben. Unsere Aufholjagd war gigantisch, ermöglicht durch die Zuwendung und Ermunterung unserer Mütter und Großmütter.

Gefahr droht von Zuwanderergesellschaft

Doch die globalisierte Welt und das unvermeidliche Drehen des Rads der Zeit bewirkt, dass man sich auf den vermeintlich erreichten Standards nicht ausruhen darf. Der große Backlash droht. Und jeder, der ihn sehen will, sieht ihn; auf den Straßen, in den Schulen, in allen unseren öffentlichen Einrichtungen und nicht zuletzt in den Kriminalitätsstatistiken. Der Backlash droht uns nicht im Geringsten von den derzeit unter Druck stehenden alten weißen Männern und noch weniger von den Frauen, die als „rückständig“ gebrandmarkt werden, weil sie sich überwiegend ihren Kindern und Familien widmen wollen. Er droht uns von einer sich ausbreitenden Zuwanderungsgesellschaft, in der die Frau ganz offiziell rechtlich und faktisch weniger wert als der Mann ist.

Rückbesinnung auf Mütter und Großmütter

Unsere Mütter und Großmütter haben uns vorgelebt und gelehrt, zu kämpfen und nichts als selbstverständlich zu nehmen. Auf ihre Eigenschaften müssen wir uns zurückbesinnen, um nicht unsere Errungenschaften der letzten Jahrzehnte – und noch viel mehr – zu verlieren. Und verlassen wir uns nicht allzu sehr auf die angebliche weibliche Solidarität, sondern bauen wir eine Brücke der Solidarität zwischen allen vernünftigen Frauen und Männern, die unseren freiheitlichen westlichen, europäischen Lebensstil mit Zähnen und Klauen verteidigen wollen!

Dr. Susanne Fürst ist Rechtsanwältin und seit 2017 Nationalratsabgeordnete der FPÖ. Im Freiheitlichen Parlamentsklub ist sie Obmannstellvertreterin und für die Bereiche Verfassung, Menschenrechte und Geschäftsordnung verantwortlich. Fürst schreibt für unzensuriert regelmäßig die Kolumne „Rechtsansicht“.

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